Lieferengpässe bei Medikamenten – Preise drücken, aber richtig
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Medikamente liegen auf einem Tisch.
© Quelle: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbi
Mit der Pharmaindustrie muss niemand Mitleid haben. Die Branche verdient Milliarden und steckt nach wie vor mehr Geld ins Marketing als in die Forschung. Das Gejammer der Pharmabosse über die Bemühungen praktisch aller Staaten, ihre Gesundheitssysteme durch Preisregulierung bezahlbar zu halten, sollte daher nicht überbewertet werden. Ganz ignorieren darf man es aber auch nicht.
Der Markt schrumpft
Das zeigen die Versorgungsprobleme zum Beispiel bei Fiebersaft. Hierbei handelt es sich eigentlich um ein für Hersteller attraktives Produkt: patentfrei, einfach in der Herstellung, ein gesicherter Absatzmarkt. Und dennoch ist die Zahl der Produzenten für den deutschen Markt eingebrochen: Existierten vor zwölf Jahren noch elf Hersteller, gibt es aktuell nur noch einen großen Anbieter. Alle anderen sind ausgestiegen.
Ganz offensichtlich hat sich die Produktion aufgrund des Preisdrucks durch Politik und Kassen nicht mehr gelohnt. Fast noch schlimmer ist, dass dieser Druck, gepaart mit Profitstreben, auch bei den Produzenten der Wirkstoffe zu einem massiven Schwund geführt hat und nur noch wenige Hersteller in China oder Indien übrig geblieben sind.
Fraglos muss das Geld der Beitragszahlenden effizient eingesetzt werden. In bestimmten Segmenten der Arzneimittelversorgung hat die Politik aber den Bogen überspannt. Weil es bisher nicht gelungen ist, bei neuen, patentgeschützten Medikamenten faire Preise durchzusetzen, wurde der Markt für Generika umso stärker in die Mangel genommen. Gesundheitsminister Lauterbach tut gut daran, jetzt per Gesetz einzugreifen. Es wäre aber eine Illusion zu glauben, dass sich eine über Jahre aufgebaute Fehlentwicklung in kurzer Zeit wieder umkehren lässt. Deshalb muss der Minister Hersteller, Kassen, Ärzteschaft und Apotheken an einen Tisch holen, um rasch Auswege aus der Misere zu finden.