Newsletter „What's up, America?“

Riesenerfolg mit 80: das Phänomen Joe Biden

Im Monat der Präsidentschaftswahl 2024 wird er 82 Jahre alt, gegen Ende einer zweiten Amtszeit wäre er 86. Ist dies eine gute Perspektive für ihn selbst und für sein Land? Joe Biden am Dienstag beim G20-Gipfel in Bali.

Im Monat der Präsidentschaftswahl 2024 wird er 82 Jahre alt, gegen Ende einer zweiten Amtszeit wäre er 86. Ist dies eine gute Perspektive für ihn selbst und für sein Land? Joe Biden am Dienstag beim G20-Gipfel in Bali.

Liebe Leserinnen und Leser,

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wer hätte das gedacht? Joe Biden, den viele schon abgeschrieben hatten wegen miserabler Zustimmungswerte, läuft jetzt zu ganz großer Form auf. Die Midterm Elections, der Klimagipfel, das Treffen mit Chinas Xi Jinping und schließlich die G20-Runde: Alles lief für Biden sehr viel besser als erwartet.

Willkommen zur neuen Ausgabe von „What’s up, America?“, in der wir uns diesmal mit dem Phänomen Joe Biden beschäftigen, einem Mann, der seit mehr als 40 Jahren in der amerikanischen Politik unterwegs ist, aber kurioserweise noch nie so viel Erfolg hatte wie jetzt, kurz vor seinem 80. Geburtstag.

  • Bei den Zwischenwahlen kam der allseits erwartete Pendelschlag zugunsten der Republikaner im Senat gar nicht zustande. Im Repräsentantenhaus fiel das Minus sanfter aus als historisch üblich. Seine Partei, sagt Biden, habe „besser abgeschnitten als in irgendeiner Zwischenwahl seit Präsident Kennedy“. Strategisch bedeutsam ist vor allem, dass die von Donald Trump geförderten radikal rechten Kandidaten in vielen Bundesstaaten auf spektakuläre Weise scheiterten.
  • Mit seinem Auftritt beim Klimagipfel in Kairo machte Biden dem Rest der Welt klar, dass die unter Trump begonnene Politik des Ausstiegs der USA aus internationalen Verträgen jetzt ein Ende hat: „America is back“ gilt nicht nur in der Sicherheitspolitik.
  • Bidens Begegnung mit Xi Jinping beendet eine Phase jahrelanger Sprachlosigkeit zwischen Washington und Peking. Die jetzt anstehenden Außenministertreffen und Arbeitsgruppensitzungen eröffnen die Chance auf eine Rückkehr zu „business as usual“ zwischen den beiden wichtigsten Mächten der Erde.
  • Der G20-Gipfel hat sich entgegen der anfänglichen Erwartungen auf eine Abschlusserklärung zum Krieg in der Ukraine verständigt, die weltweit als Hinweis auf eine gewachsene Isolation Russlands verstanden wird.

Diese vier Punkte wiederum beschreiben nur jüngste außenpolitische Fortschritte. Hinzu kommt, dass die Amerikanerinnen und Amerikaner im Inland den Eindruck bekommen, die Inflation habe ihren Höhepunkt schon überschritten. Der Jobmarkt zeigt sich robust, der Dollar ist stabiler als andere Währungen. Und die arbeitsschaffenden Impulse der unter Biden verabschiedeten Infrastrukturprogramme beginnen erst allmählich zu greifen.

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Hat Ehefrau Jill ein Vetorecht?

Allerdings können auch die größten Erfolge den US-Präsidenten nicht „auf wundersame Weise jünger machen“, wie Peter Baker es dieser Tage spitz in der „New York Times“ formulierte.

Tatsächlich dürfte Bidens Alter in nächster Zeit mehr denn je zum Thema werden, nicht nur, aber auch, weil jetzt als erste Zahl eine Acht auftaucht. Biden ist der älteste Hausherr, der je an der Pennsylvania Avenue 1600 in Washington gelebt hat. Im Monat der Präsidentschaftswahl 2024 wird Biden 82 Jahre alt, gegen Ende der Amtszeit wäre er 86. Ist dies eine gute Perspektive für ihn selbst und für sein Land?

Vier weitere Jahre im Weißen Haus? Joe Biden will in diese Frage seine Ehefrau Jill mitentscheiden lassen.

Vier weitere Jahre im Weißen Haus? Joe Biden will in diese Frage seine Ehefrau Jill mitentscheiden lassen.

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Die Zweifel daran wachsen. Zwar konnte Biden in letzter Zeit noch einmal die Vorteile seiner gigantischen außenpolitischen Erfahrung voll ausnutzen, vor allem im Umgang mit Russland und China. Wenn aber die 80 weit überschritten werden, könnten die Risiken und Nebenwirkungen des hohen Alters sich negativ auf seine Autorität und die der USA auswirken.

Biden selbst geht mit diesen Fragen umsichtig um. Während sein republikanischer Konkurrent Donald Trump mit einer merkwürdig kraftlosen Rede seine erneute Bewerbung für das Weiße Haus angekündigt hat, spricht Biden davon, dass er dazu neige, noch einmal anzutreten, er wolle sich aber mit seiner Frau Jill besprechen. Eine Entscheidung werde dann wohl im kommenden Frühjahr fallen.

Dass Biden sich nicht selbst allzu früh aus dem Spiel nimmt, ist verständlich. Dennoch wäre es klug, schon jetzt die systematische Suche nach einer Nachfolgelösung einzuleiten. Biden hat seinen Demokraten schon oft Orientierung geboten, er wird es auch in dieser Frage tun müssen. Nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger Ausschau zu halten, während man selbst gerade noch große Erfolge einfährt, erfordert Größe und Charakter. Vielen Politikerinnen und Politikern kann man ein solches Denken nicht zutrauen – dem jetzigen US-Präsidenten aber schon. Biden verkörpert in einer roher werdenden Zeit ein Zurück zu Anstand, Würde und Charakter. Auch dies gehört zum mehr denn je bestaunten Phänomen namens Biden.

 

FACTS AND FIGURES: die neue Macht der Jungen

Was junge Leute denken, ist nicht so wichtig: So lautet eine alte Weisheit amerikanischer Wahlforscherinnen und -forscher. Denn bei den Jüngsten war jahrzehntelang die Wahlbeteiligung immer besonders gering.

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An dieser Stelle dreht sich gerade was in den USA – mit dem Effekt, dass die Demokraten unterm Strich bessere Chancen bekommen. Mehr denn je schlug sich dies soeben bei den Midterm-Wahlen 2022 nieder.

„Ohne junge Wähler hätten die Demokraten diese Wahl krachend verloren“, sagt CNN-Analyst Harry Enten. Er zog jetzt eine Grenze bei 45 Jahren und stellte fest: In der Gruppe über 45 hatten die Demokraten bei der Wahl zum Repräsentantenhaus 10 Punkte verloren. In der Gruppe unter 45 aber gewannen sie 13 Punkte hinzu.

In der Gruppe der unter 45-Jährigen gab es ein deutliches Plus für die Demokraten: Wartezone in einem Wahllokal in Seattle.

In der Gruppe der unter 45-Jährigen gab es ein deutliches Plus für die Demokraten: Wartezone in einem Wahllokal in Seattle.

Laut National Public Radio brachten die Midterms 2022 bei den Wählern unter 30 die zweithöchste Wahlbeteiligung der letzten drei Jahrzehnte. Die bislang höchste Wahlbeteiligung bei Midterm-Wahlen in dieser Altersgruppe kam im Jahr 2018 zustande, als etwa 31 Prozent der wahlberechtigten jungen Menschen ihre Stimme abgeben. Heute wie damals ging es um ein Signal gegen Donald Trump.

 

POPPING UP: Der weiße Hai kehrt zurück

In Kalifornien macht in diesen Tagen wieder ein Meeresungeheuer Schlagzeilen, das 1975 dem Regisseur Steven Spielberg einen weltweiten Kinoerfolg verschaffte: der weiße Hai.

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Nahe dem San Onofre Surfing Club südlich von Los Angeles kam es zu einer Szene, die Spielberg nicht dramatischer hätte inszenieren können. Hinter einem Surfer schoss ein Vertreter der Gattung „Great White“ aus dem Wasser und warf sich seitlich in die Wellen. Beobachter dachten zunächst, es handele sich um einen Delphin, Aufnahmen mit Teleobjektiven zeigten aber ein ungleich gefährlicheres Tier.

Schrecksekunden wie bei Steven Spielberg: weißer Hai am Strand nahe dem San Onofre Surfing Club südlich von Los Angeles.

Schrecksekunden wie bei Steven Spielberg: weißer Hai am Strand nahe dem San Onofre Surfing Club südlich von Los Angeles.

Der weiße Hai steht unter Naturschutz. Jahrelang hat er sich rar gemacht. Dass jetzt wieder mehr Exemplare zu sehen sind, gilt unter Meeresbiologinnen und Meeresbiologen als gutes Zeichen. Im Torrey Pines Naturpark bei San Diego, der einen weiten Blick über den Pazifik bietet, ist der weiße Hai bereits zu einer neuen Touristenattraktion geworden.

Allerdings sollte man stets auf Abstand bleiben. Am 4. November kam die Langstreckenschwimmerin Lyn Jutronich nahe San Diego einem Hai zu nahe und wurde gebissen. Sie hatte aber, wie sie dem Sender NBC San Diego berichtete, Glück im Unglück. Das Tier konnte abgeschüttelt werden und hinterließ nur Bisswunden in der rechten Wade. Bei Spielberg gingen solche Begegnungen oft anders aus.

 

DEEP DIVE: der wundersame Fetterman-Effekt

Ihr spektakulärster Erfolg bei den Zwischenwahlen gelang den Demokraten in Pennsylvania: Dort nahm ihr Kandidat John Fetterman den Republikanern einen Sitz im Senat ab – was nur gelang, weil Fetterman es schaffte, auch ins Lager früherer Trump-Wählerinnen und -Wähler einzubrechen.

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Wie aber spricht man eigentlich als Demokrat Leute an, die bislang die Republikaner gewählt haben? Diese ziemlich wichtige Frage wurde in der Partei bislang zu wenig diskutiert. Kalifornische Granden wie Nancy Pelosi taten sich an dieser Stelle ebenso schwer wie Hillary Clinton oder die politisch korrekte Ostküstenelite. Allein mit Bekenntnissen zu Geschlechtergerechtigkeit, Klimaschutz und internationaler Solidarität ist es da jedenfalls nicht getan.

Siegertyp der etwas anderen Art: John Fetterman.

Siegertyp der etwas anderen Art: John Fetterman.

Fetterman bot ein Kontrastprogramm, schon optisch. Mit seinen Tattoos, Kapuzenpullovern und Carhartt-Jacken unterschied er sich von anderen Typen, die nach einer Karriere in Washington streben. In seinen Kampf zog er unter dem Banner „Jeder Landkreis, jede Stimme“. Und er kämpfte auch weiter, als ein Schlaganfall im Mai seine eigene Stimme zeitweise stocken ließ. Diese wackere Art kam gut an, auch in ländlichen, unakademischen Gegenden.

Die größten Zugewinne verzeichnete Fetterman in Landkreisen, die zuvor durch und durch republikanisch waren. Zwar konnte er diese Gegenden nicht komplett drehen, aber er verringerte die Margen. Dies wiederum trug, kombiniert mit vielen demokratischen Stimmen aus Philadelphia und Umgebung, zum Sieg im ganzen Staat bei. Die US-Demokraten sehen hier, wie die „New York Times“ schreibt, eine mögliche Blaupause auch für andere Wahlkämpfe. Von Fetterman lernen heißt siegen lernen.

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Way of Life: neues Logo für Katar

Die amerikanische Fußballnationalmannschaft will in Katar ihre Unterstützung für die LGBTQ-Community zum Ausdruck bringen: Während der Weltmeisterschaft wird das bisherige Logo mit roten Streifen durch ein neues Logo mit Streifen in Regenbogenfarben ersetzt.

„Katar hat zwar schon Fortschritte gemacht, aber da geht noch mehr“, sagt Nationaltrainer Gregg Berhalter. Seine Mannschaft werbe für Toleranz, nicht nur in den USA, sondern auch im Ausland.

Altes Logo, neues Logo – und ein neuer Streit im Sender Fox News.

Altes Logo, neues Logo – und ein neuer Streit im Sender Fox News.

Nicht einverstanden mit dem neuen Logo ist der rechte US-Sender Fox News. Warum das Team USA sich plötzlich „von unseren patriotischen Farben trennt“, sei nicht einzusehen, hieß es am Dienstag.

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Auch nach den Zwischenwahlen gilt: Der Kulturkampf zwischen links und rechts in den USA geht weiter.

Der nächste USA-Newsletter erscheint am 29. November. Bis dahin: stay sharp – and stay cool!

Ihr Matthias Koch

 

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