Vermittlungsausschuss beginnt nächste Woche

Wo sich beim Bürgergeld Kompromisse abzeichnen

„Bürgergeld“ ist auf der Homepage des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durch eine Brille zu lesen.

„Bürgergeld“ ist auf der Homepage des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durch eine Brille zu lesen.

Berlin. Eigentlich bleibt der Ampelkoalition keine Zeit mehr. Doch wie so oft gibt es im parlamentarischen Betrieb Prozesse, an die sich jeder halten muss: So darf der Vermittlungsausschuss erst fünf Tage nach Auftragsanruf zusammentreten, auch wenn ein Gesetzesvorhaben zu kippen droht. Nach dem Scheitern der Bürgergeld-Reform im Bundesrat soll das Gremium nun nächste Woche mit seinen Verhandlungen starten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Aus Sorge, das Gesetzesvorhaben könnte komplett missglücken, streckt die Ampel seit einigen Tagen die Hand in Richtung Union aus. „Wir müssen verhindern, dass das ganze Gesetz scheitert“, warnt der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel, im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wir sollten das Verfahren als Chance sehen, ein gutes Gesetz noch besser zu machen – und diese sollten wir nutzen.“ Er selbst gehe offen und konstruktiv in den Vermittlungsausschuss, betonte der FDP-Vize.

Wie geht es mit der Vertrauenszeit im Bürgergeld weiter?

Empörung löst bei den Christdemokraten besonders die im Gesetz vorgesehene sechsmonatige Vertrauenszeit aus. In diesem Zeitraum sollen die Sanktionen nach Willen der Koalition abgemildert werden. „Es darf kein Zweifel daran gelassen werden, dass Sanktionen von Anfang an verhängt werden können“, sagte der CDU-Politiker Thorsten Frei (CDU) kürzlich der „Augsburger Allgemeinen“.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die FDP signalisiert Kompromissbereitschaft: „80 Prozent der Sanktionen können auch in den ersten sechs Monaten, in der Vertrauenszeit, verhängt werden, zu anderen Fällen kommt es meist gar nicht“, so FDP-Politiker Vogel. „Wenn die Union noch mehr als 80 Prozent der Sanktionen in der Vertrauenszeit will, sind wir auch hier gesprächsbereit.“ Ob auch die Grünen mitgehen, ist jedoch unklar, da sie den Sanktionsabbau befürworten.

Schonvermögen wird von Union abgelehnt

Auch das vorgesehene Schonvermögen von bis zu 60.000 Euro in den ersten zwei Jahren des Bürgergeldbezugs stößt bei den Unionsparteien auf Ablehnung. Die Ampel warnt allerdings davor, von dieser Regelung abzusehen. „Es darf nicht passieren, dass Selbstständige, die durch einen Schicksalsschlag in die Grundsicherung rutschen, zuerst ihre Altersvorsorge aufbrauchen müssen“, sagte Vogel und betonte zugleich: „Sollte es einen Weg geben, Kritik der Union zu adressieren und trotzdem Altersvorsorge und Eigenverantwortung zu stärken, suchen wir aber natürlich auch diesen gerne.“

Hauptstadt-Radar

Der Newsletter mit persönlichen Eindrücken und Hintergründen aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Besonders heikel wird es bei der Regelsatzerhöhung: Union und Ampel wollen diese zum 1. Januar umsetzen. Eine Auskopplung der Erhöhung aus dem gesamten Gesetzespaket, wie von der Union vorgeschlagen, lehnt die Ampelkoalition jedoch ab. Das wäre „ganz falsch“, so Vogel. „Der Kern des Bürgergeldes ist nicht die Erhöhung der Sätze durch einen Inflationsausgleich, sondern die Schaffung von mehr Leistungsgerechtigkeit und Aufstiegschancen durch bessere Zuverdienstregeln sowie die Ermöglichung von Qualifikationen.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Ampel verfolgt einen straffen Zeitplan

Die Ampel verfolgt einen straffen Zeitplan. Am 25. November soll der Bundesrat wieder über die Reform abstimmen. Die Bundesregierung erhofft sich, dass dann zumindest ein Großteil der Länder für die Reform votiert. Die Union verspürt hingegen kaum Zeitdruck, da sie der Reform grundsätzlich kritisch gegenübersteht. „Die Bundesregierung vollzieht mit diesem Gesetz einen vollständigen Systemwechsel in der Arbeitsmarktpolitik. Da sind Kompromisse schwierig“, sagte etwa CDU-Chef Friedrich Merz kürzlich der „Welt“.

 Plenarsitzung im Bundestag in Berlin Christian Lindner Bundesminister der Finanzen, Vizekanzler, FDP am Rande der Sitzung des Deutschen Bundestags am 10.11.2022 in Berlin. Berlin Bundestag Berlin Deutschland *** Plenary session in the Bundestag in Berlin Christian Lindner Federal Minister of Finance, Vice Chancellor, FDP on the sidelines of the session of the German Bundestag on 10 11 2022 in Berlin Berlin Bundestag Berlin Germany

Sind Sie der Punchingball für SPD und Grüne, Herr Lindner?

Bundesfinanzminister Christian Lindner spricht im RND-Interview über die Verhandlungen mit der Union zum Bürgergeld und über die enormen Schulden, die in seiner bisherigen Amtszeit aufgenommen wurden. Der FDP‑Chef verrät zudem, wie lange er Finanzminister bleiben möchte.

Eine gemeinsame Debattengrundlage auf „Basis von Fakten“ mahnte die FDP an. „In den letzten Wochen konnten wir beobachten, dass eine Aufschaukelung nach der anderen folgte“, fügte der Liberale Vogel hinzu. „Koalition und Opposition sollten die Emotionalitäten nun beiseitelassen und zu einem konstruktiven Modus kommen, um die Bürgergeld-Debatte in eine neue Kompromissphase zu bringen.“

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken