Putin gibt sich bei Propaganda-Auftritt siegesgewiss: „Werden Schritt für Schritt alle Ziele erreichen“
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Russland Präsident Wladimir Putin. (Archivbild)
© Quelle: IMAGO/UPI Photo
Fast zehn Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin an diesem Mittwoch Zwischenbilanz gezogen und über anstehende Aufgaben gesprochen. „Die militärische Sonderoperation geht weiter“, betonte er zunächst in einer erweiterten Sitzung des Verteidigungsministeriums, zu der 15.000 Kommandeure und andere militärische Führungskräfte per Video zugeschaltet wurden.
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In dem Zusammenhang dankte er Offizieren und Soldaten an der Front: „Sie alle erfüllen ihre Pflicht, riskieren ihr Leben“, so Putin. „Heute müssen wir auch an alle unsere Kampfesbrüder denken, die ihr Leben gelassen haben für die Heimat“, sagte er. Es folgte ein kurzer Moment des Schweigens.
An ein Ende des Krieges, den Putin weiterhin durchgehend nur als „militärische Sonderoperation“ bezeichnet, denkt der Kreml-Chef offenbar nicht: „Ich bin sicher, dass wir Schritt für Schritt alle unsere Ziele erreichen“, gab er sich siegesgewiss. Und versprach: „Wir werden für das sichere Leben aller unserer Bürger sorgen.“ Dabei schließe er auch die Bürger in den neu erschlossenen Gebieten mit ein, wie der Kremlchef mit Blick auf die völkerrechtswidrig annektierten Gebiete Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk mitteilte.
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© Quelle: dpa
Putin nennt Soldaten „wahrhaftige Helden“
Alle Kämpfer, ob in Panzern, Artillerie oder Flugabwehr, nannte Putin „wahrhaftig Helden wie in 1812 und im ersten und zweiten Weltkrieg“ - den Vergleich scheue er nicht, betonte Putin. Zu den Aufgaben, die nun gelöst werden müssten, gehöre die Erneuerung und Optimierung an vielen Stellen. Informationen über Nato-Kräfte lägen vor und müssten „für den Aufbau unserer Truppen gründlich analysiert und genutzt werden“. Entgegen zahlreicher Berichte, dass Russlands Streitkräfte schon seit längerer Zeit nicht vorankämen und schwächelten, sagte Putin: „Die ganze Maschinerie funktioniert, wir optimieren sie weiter.“
„Wir werden weiterhin die Kampfbereitschaft sichern und auch im Nuklearbereich aufrechterhalten“, sagte Putin weiter. Das Niveau der Bewaffnung auch im atomaren Bereich liege schon bei über 91 Prozent. Zudem betonte der Kreml-Chef: „Wir werden mit den modernsten Waffen kämpfen.“ Dabei sei es wichtig, auch die Kampfmöglichkeiten in der Luft zu erhöhen. In dem Zusammenhang müssten Drohnenflüge optimiert und der Einsatz der Drohnen verbessert werden.
Was die Finanzierung der „modernsten Waffen“ angeht, betonte Putin: „Wir haben überhaupt keine Einschränkungen bei der Finanzierung. Wir geben alles, was die Armee verlangt - alles.“ Und übte indirekt Druck aus auf die Anwesenden: „Ich hoffe, dass die Antwort auch dementsprechend formuliert wird und wir dementsprechende Ergebnisse sehen.“
„Teilmobilmachung zeigte bestimmte Probleme“
Dann kam Putin noch auf die Teilmobilmachung zu sprechen: „Die Teilmobilmachung zeigte bestimmte Probleme, das muss man schnell lösen“, sagte Putin. Dazu gehöre die Digitalisierung von Datenbanken und die Zusammenarbeit mit regionalen Regierungen sowie die Verbesserung des Systems und der Aufbewahrung der Militärtechnik. 300.000 Menschen seien im Zuge der Teilmobilmachung rekrutiert worden, so Putin weiter. Manche von ihnen seien schon auf dem Schlachtfeld, 150.000 würden gerade auf ihren Einsatz vorbereitet. In dem Zusammenhang sprach Putin von „ausreichenden Reserven für die Operation“.
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Verteidigungsminister Sergej Schoigu sprach danach ebenfalls über den Verlauf des Krieges und gab zur Waffenausstattung der Armee einen Bericht ab. Die russischen Streitkräfte sollen von einer Million auf 1,5 Millionen Soldaten aufgestockt werden, kündigte er an. Wann die Aufstockung - darunter sollten 695.000 freiwillige Berufssoldaten sein - erfolgen solle, sagte Schoigu bei dem Treffen mit Präsident Putin und hohen Offizieren nicht.
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Schoigu deutete an, dass die Planung im Zusammenhang mit den von Russland angefangenen Kämpfen in der Ukraine und den internationalen Reaktionen darauf stehen könnte. So sagte er, dass im Westen Russlands neue Einheiten gebildet werden sollten, weil Finnland und Schweden der Nato beitreten wollen.
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© Quelle: dpa
Nach zahlreichen Niederlagen bei der „militärischen Spezialoperation“, wie der Kreml den Krieg in der Ukraine nennt, steht Putin unter Druck. Hardliner, aber auch patriotische Militärexperten fordern ein entschlosseneres Vorgehen der Armee in der Ukraine – nicht zuletzt nach zahlreichen Angriffen auch auf russischem Gebiet. Putin hatte die Invasion am 24. Februar befohlen. Ein Ende ist nicht in Sicht.
RND/hsc/mit dpa