Video zeigt zahllose Gräber

Wagner-Gruppe: Was ein Friedhof über russische Söldner im Krieg gegen die Ukraine erzählt

Jewgeni Prigoschin, Leiter der Wagner-Gruppe, bei der Beerdigung eines Kämpfers der Wagner-Gruppe im vergangenen Dezember. Der Söldner war während eines Spezialeinsatzes in der Ukraine getötet und einem Friedhof außerhalb von St. Petersburg beigesetzt worden.

Jewgeni Prigoschin, Leiter der Wagner-Gruppe, bei der Beerdigung eines Kämpfers der Wagner-Gruppe im vergangenen Dezember. Der Söldner war während eines Spezialeinsatzes in der Ukraine getötet und einem Friedhof außerhalb von St. Petersburg beigesetzt worden.

Unter einem grauen, wolkenverhangenen Himmel reihen sich Blumenkränze und Holzkreuze aneinander: Die Plattform „wartranslated.com“ hat auf Twitter ein Video veröffentlicht, das einen Friedhof in der südrussischen Stadt Goryachy Klyuch in der Region Krasnodar zeigen soll. Aufgenommen hat es laut des Tweets eine russische Frau, man hört sie weinen und sprechen, das Video zeigt englische Untertitel.

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Alle Gräber seien frisch, sagt die Frau. Die Bestatteten seien alle Ende 2022 oder Anfang 2023 gestorben. Der Friedhof sei sehr groß, es gebe sehr viele Reihen von Toten, man könne das Ende gar nicht sehen. Wer die Frau ist und wann das Video genau aufgenommen wurde, wird in dem Tweet nicht deutlich. Laut ihrer Aussage liegen auf dem Friedhof ausschließlich Kämpfer der paramilitärischen russischen Wagner-Gruppe begraben.

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Weitere Berichte über Wagner-Friedhof in der Region

Über einen entsprechenden Friedhof in der Region Krasnodar hat auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Reporter hätten das Gelände am Rande des Dorfes Bakinskaya Ende Januar besucht – damals seien dort rund 200 Gräber gewesen. Ob es sich um denselben Friedhof wie in dem Twitter-Video handelt oder einen zweiten, ist unklar.

Goryachy Klyuch und Bakinskaya liegen gut zehn Kilometer voneinander entfernt. Reuters gelang es, auf dem Gelände bei Bakinskaya und auf drei anderen Friedhöfen in der Nähe 39 Leichen zu identifizieren. Dazu nutzte die Agentur Gerichtsakten, öffentliche Datenbanken und Social-Media-Konten. Zudem sprach Reuters in einigen Fällen mit Familien, Freunden oder Anwälten der Toten. Viele der bei Bakinskaya begrabenen Männer seien demnach Strafgefangene gewesen, die im vergangenen Jahr rekrutiert wurden.

Hintergrund: Wagner-Gründer Jewgeni Prigoschin hatte zuvor Gefangenen einen Straferlass in Aussicht gestellt, sofern die Männer sechs Monate an der Front überlebten. Unter ihnen waren Auftragskiller, Mörder, Berufsverbrecher, viele hatten Alkoholprobleme. Manche hatten fast ihr ganzes Erwachsenendasein im Gefängnis verbracht oder standen kurz vor langen Haftstrafen.

Reuters fand zudem heraus, dass manche Namen auch auf schwarzen Listen von Banken standen, was auf finanzielle Schwierigkeiten hindeutet. Prigoschin sagte der russischen Nachrichtenseite „RBC”, dass er den früheren Häftlingen eine Chance gebe, sich von ihren Verbrechen reinzuwaschen. Wie sich an den Gräbern ablesen ließ, wurden die Männer zwischen Juli und Dezember 2022 getötet, als die Schlacht um Bachmut am heftigsten tobte. Der Jüngste war gerade mal 25 Jahre alt, der älteste 60.

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Wagner-Chef gegen lokale Behörden

Die Wagner-Privatarmee war monatelang an verlustreichen Gefechten um die Städte Bachmut und Soledar beteiligt. Offizielle Stellen im Westen und in der Ukraine sagten, dass die Ex-Häftlinge als Kanonenfutter benutzt wurden, um die ukrainische Verteidigung zu überwältigen.

Anfang des Jahres stuften die USA die Wagner-Gruppe als „transnationale kriminelle Organisation” ein. Der Sprecher für nationale Sicherheit im Weißen Haus, John Kirby, sagte damals, Wagner verfüge über etwa 50.000 Kämpfer in der Ukraine. 80 Prozent von ihnen stammten aus Gefängnissen. Durch die Einstufung stellten die USA Wagner in eine Reihe mit italienischen Mafiagruppen sowie dem japanischen und russischen organisierten Verbrechen. Prigoschin verlangte daraufhin von Kirby, er möge doch bitte klarstellen, welche Verbrechen seine Privatarmee begangen habe.

Russische Privatarmee Wagner bittet um Unterstützung beim Kampf um Bachmut

Die russische Privatarmee Wagner bittet im Kampf um die ukrainische Stadt Bachmut im östlichen Gebiet Donezk das Verteidigungsministerium in Moskau um Hilfe.

Bevor es am vergangenen Sonntag zu einer Massenbeisetzung auf dem Friedhof bei Bakinskaya kam, gab es heftigen Streit über diese. Offizielle Stellen vor Ort lehnten das Begräbnis ab: Die Region Krasnodar ist als Kurort konzipiert. Reihenweise Soldatengräber im idyllischen Kurgebiet – das wollte die Verwaltung nicht. Wie das Newsportal „Watson“ berichtet, habe Prigoschin getobt und seinem Ärger auf Telegram Luft gemacht. Die Verwaltung argumentierte, in der Region gebe es genug Gemeinden, die keine Kurorte seien und die Platz „für Bestattungen und die Schaffung geeigneter Denkmäler“ hätten.

Unter dem öffentlichen Druck seien die offiziellen Stellen am Ende aber doch eingeknickt, berichtet „Watson“ unter Berufung auf den Wagner nahestehenden Telegram-Kanal „Grey Zone“. Die toten Soldaten seien in Bakinskaya beigesetzt worden. Im russischen Fernsehen sollen zudem Szenen der Beerdigung zu sehen gewesen sein. Prigoschin wurde in seiner Ansprache ausfällig: „Danke an alle, die gekommen sind, und an diejenigen, die uns unterstützen. Wir haben diese Drecksäcke, die sich in ihren Büros verstecken, gezwungen, uns nicht daran zu hindern.”

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RND/toe/dad

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