Warnstreik bei der Post: Linken-Chefin kritisiert Konzern für Rekordgewinne
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Mitarbeiter der Paketzustellung in Berlin-Reinickendorf beteiligen sich am bundesweiten Poststreik. Sie harren in den frühen Morgenstunden vor einem Zustellzentrum aus.
© Quelle: Joerg Carstensen/dpa
Berlin/Potsdam. In ganz Deutschland haben Beschäftigte der Post die Arbeit niedergelegt. In mehreren Bundesländern folgten die Beschäftigten bereits in der Nacht zu Freitag dem Streikaufruf der Gewerkschaft verdi. In Berlin kritisierte Linken-Chefin Janine Wissler, dass die Post Rekordgewinne erziele, während die Beschäftigten, die ihn erwirtschaftet hätten, für einen Inflationsausgleich streiken müssten.
Nach Angaben der Post werden nur Paketverteilzentren bestreikt. „Es wird natürlich zu Verzögerungen kommen allein durch die Menge der Pakete, die betroffen sind“, sagte ein Post-Sprecher. Kunden müssten damit rechnen, dass die Pakete auch mal ein bis zwei Tage später kämen. Die Auswirkungen seien von Region zu Region aber unterschiedlich.
Im Berlin und Brandenburg legten unterdessen rund 300 Tarifbeschäftigte ihre Arbeit nieder. Das teilte Verdi-Fachbereichsleiterin Postdienste Berlin-Brandenburg Benita Unger am Freitagmorgen mit. Betroffen seien dort die regionalen Briefverteilzentren in Berlin-Tempelhof, Schönefeld, Stahnsdorf und Hennigsdorf sowie in den Paketzentren Rüdersdorf, Börnicke und Ludwigsfelde.
„Sehr viele Kolleginnen und Kollegen machen mit“
Thomas Großstück, Verdi-Sprecher für Nordrhein-Westfalen, berichtete: „Die Beteiligung war in der Nacht bereits sehr gut. Sehr viele Kolleginnen und Kollegen machen mit.“ Genaue Zahlen zur Beteiligung gebe es aber noch nicht. Streiklokale als Anlaufstellen für die Beschäftigten wurden nach Angaben des Sprechers etwa in Dortmund und Köln eingerichtet. An diesen Versammlungsorten würden im Lauf des Tages mehrere Hundert Mitarbeiter erwartet. Größere Demonstrationen vor den Verteilzentren seien zunächst nicht geplant.
Auch in Bremen und Niedersachsen sei die Beteiligung sehr gut gewesen, sagte der Verdi-Landesfachbereichsleiter Postdienste, Thomas Warner. Nach Schätzungen der Gewerkschaft wurden in der Nacht in den beiden Bundesländern rund 200.000 Pakete und etwa 2,5 Millionen Briefsendungen nicht bearbeitet.
Im Südwesten wurden 4000 Streikende erwartet. Noch vor der Dämmerung waren es bereits rund 2000 Streikende, wie eine Sprecherin der Gewerkschaft der Deutschen Presse-Agentur sagte. An den angekündigten Standorten in Baden-Württemberg, darunter Freiburg, Lahr, Mannheim, Karlsruhe und Heilbronn, sei die Arbeit niedergelegt worden. Teilweise standen die Post-Mitarbeiter auch schon in der Nacht im Freien - bei frostigen Temperaturen.
Als Anlaufstelle für die Beschäftigten im Saarland wurde ein Streiklokal in Saarbrücken eingerichtet. „Angesichts der hohen Inflation und einer Tariferhöhung von nur zwei Prozent im Jahr 2022 haben die Beschäftigten eine erheblichen Reallohnverlust hinzunehmen, wenn es in dieser Tarifrunde keine deutliche Entgelterhöhung gibt“, teilte Tanja Lauer, Verdi-Fachbereichsleiterin für Rheinland-Pfalz und das Saarland, mit.
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Wissler kritisiert Deutsche Post
Linke-Bundesvorsitzende Janine Wissler besuchte am Freitagmorgen einen Briefzustellstützpunkt in Berlin-Neukölln und sprach dort zu den Streikenden. Die Post erziele Rekordgewinne, während die Beschäftigten, die ihn erwirtschaftet hätten, für einen Inflationsausgleich streiken müssten, sagte Wissler der Deutschen Presse-Agentur. Für den Konzern sei 2022 das erfolgreichste Jahr in seiner Geschichte gewesen, er sei aber nicht bereit, seine Beschäftigen am Erfolg des Unternehmens teilhaben zu lassen. „Wenn man die 8,4 Milliarden Gewinn runterrechnen würde auf die 160.000 Tarifbeschäftigten der Deutschen Post in Deutschland, ergäbe sich daraus rechnerisch, dass man jedem Beschäftigten 52.000 Euro auszahlen könnte.“ Das zeige, wie riesig der Gewinn sei.
Verdi fordert in den Verhandlungen eine 15-prozentige Lohnerhöhung. Die erste Verhandlungsrunde fand am 6. Januar statt, die zweite am Mittwoch und Donnerstag in Köln. Der Post-Vorstand hält die Forderung der Gewerkschaft für unrealistisch. Das Unternehmen kündigte an, bei der dritten Verhandlungsrunde am 8. und 9. Februar ein Angebot vorzulegen.
RND/dpa