Volkszählungen: Wozu braucht man die eigentlich noch?
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Statt der gesamten Bevölkerung muss heute nur noch etwa jeder zehnte Deutsche beim Zensus Auskunft zu Wohnort, Beruf, Alter, Bildung oder Familienstand geben.
© Quelle: dpa
Berlin. Wie viele Menschen leben in Deutschland? Die Antwort auf diese und weitere Fragen gibt alle zehn Jahre der Zensus. Als im Mai vergangenen Jahres rund 100.000 Interviewer und Interviewerinnen bundesweit ausschwärmten, um etwas mehr als 10 Prozent der Bevölkerung an ihrem Wohnort zu befragen, sorgte das für wenig Aufsehen.
Ganz anders war die Situation in den 80er‑Jahren, als die geplante Volkszählung 1983 eine Protestwelle auslöste. Mit Boykottaufrufen wie „Politiker fragen – Bürger antworten nicht“ oder „Meine Daten gehören mir“ drückten die Bürgerinnen und Bürger ihr Misstrauen gegenüber dem Staat aus. Die Sensibilisierung für Datenschutz war hoch, als „gläserne Bürger“ in einem „Überwachungsstaat″, wie ihn George Orwell in seinem berühmten Roman „1984″ beschrieben hatte, wollte niemand enden.
Zensus ist keine klassische Volkszählung mehr
Noch im selben Jahr legten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger Beschwerde gegen die Volkszählung beim Bundesverfassungsgericht ein. Mit Erfolg: Das Vorhaben wurde gestoppt, die Zählung musste zunächst ausgesetzt werden.
Am 15. Dezember 1983 fällte das Gericht sein abschließendes Urteil, das „Volkszählungsurteil“, das erstmals das Recht auf informationelle Selbstbestimmung etablierte. Die Regierung musste ihr Vorhaben datenrechtlich anpassen und die Volkszählung auf den Mai 1987 verschieben. 99 Prozent der Bevölkerung nahmen teil.
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Wie lebt es sich als achtmilliardster Mensch auf der Erde?
Am 15. November leben acht Milliarden Menschen auf der Erde. So lautet die Prognose der UN. In was für eine Welt wird der achtmilliardste Mensch hineingeboren? Wie wird er aufwachsen, arbeiten, welche Herausforderungen kommen auf ihn zu? Vier Szenarien aus vier verschiedenen Ländern.
Heute werden vorliegende Daten ergänzt
Die nächste Volkszählung, dann schon Zensus genannt, fand 2011 erstmals im wiedervereinigten Deutschland statt. Seitdem ist der Zensus keine klassische Volkszählung mehr. Vielmehr werden heute Daten, die bei der Verwaltung ohnehin vorliegen, etwa beim Einwohnermeldeamt, durch aktuelle Informationen ergänzt.
Statt der gesamten Bevölkerung muss nur noch etwa jeder zehnte Deutsche dabei Auskunft zu Wohnort, Beruf, Alter, Bildung oder Familienstand geben. Die Teilnahme ist verpflichtend, bei Verweigerung drohen Bußgelder bis zu 5000 Euro.
Der letzte Zensus fand im vergangenen Jahr statt. Anders als beim Zensus 2011 wurden dabei zusätzlich etwa 23 Millionen Wohnungs- und Hauseigentümer dazu aufgefordert, Angaben zur Größe der Wohnung, zu Mieteinnahmen sowie der Art der Heizung zu machen.
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Im November werden Zensus-Ergebnisse veröffentlicht
Die Zahlen werden genutzt, um Politik und Verwaltung eine bessere Grundlage zur Planung von Kitas, Seniorenheimen und Straßen zu geben. Auf Basis der ermittelten Zahlen werden auch Wahlkreise eingeteilt und die Stimmenverteilung im Bundesrat organisiert. Zudem werden Ausgleichszahlungen wie der Länderfinanzausgleich und der kommunale Finanzausgleich sowie EU‑Fördermittel pro Kopf berechnet.
Die Befragung wurde im vergangenen Jahr größtenteils abgeschlossen. Im November 2023 sollen dann die Ergebnisse bereitgestellt werden, kündigte das Statistische Bundesamt an – „digital, offen und kostenlos“ einsehbar.