Die Skandalakte von Kanye West
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US-Rapper Kanye West.
© Quelle: picture alliance / Evan Agostini/Invision/AP
Bei Kanye West (45) reihte sich zuletzt ein Skandal an den nächsten. Vom Superstar im Musikbusiness, der als Rapper und Produzent zu den größten seines Faches zählte, entwickelte er sich vor allem abseits der Musik in den vergangenen Jahren zu einem Skandalgaranten.
Das gipfelte zuletzt in antisemitischen Posts in den sozialen Netzwerken. Mehrfach hatte West, der sich nur noch Ye nennt, in den sozialen Medien antisemitische Kommentare gepostet, die als Aufruf zur Tötung von Jüdinnen und Juden interpretiert wurden. „Die jüngsten Äußerungen und Handlungen von Ye sind inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich“, hieß es in einer Mitteilung des Sportartikelherstellers Adidas vom Dienstag, der damit die Zusammenarbeit mit dem Rapper beendete. Zuvor hatten Instagram und Twitter bereits die Profile von West gesperrt.
Rosenkrieg mit Kim Kardashian
Wests Aussagen sorgten für weltweite Empörung. Seine Ex-Ehefrau Kim Kardashian (42), mit der West fast acht Jahre verheiratet war, äußerte sich ebenfalls dazu. „Hate Speech ist niemals in Ordnung oder entschuldbar“, schrieb der Reality-TV-Star auf Twitter. Es ist nicht das erste Mal, dass Kardashian sich gegen ihren Ex West richtet.
Die beiden, die vier gemeinsame Kinder haben, haben einen wahren Rosenkrieg hinter sich. Kardashian reichte im Februar 2021 wegen „unüberbrückbarer Differenzen“ die Scheidung ein, doch Kanye West wollte sich scheinbar nicht damit abfinden. Sie warf ihm vor, die Scheidung unnötig herauszuzögern. „Herr West hat durch seine Handlungen deutlich gemacht, dass er nicht akzeptiert, dass die Ehe der Parteien vorbei ist“, hieß es in einem Schreiben von Kardashians Anwälten ein Jahr nach dem ersten Scheidungsantrag.
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Kanye West und Kim Kardashian haben vier gemeinsame Kinder: North (9), Saint (6), Chicago (4) und Psalm (3).
© Quelle: imago images/PA Images
Die Zwischenzeit nutzte Kanye West, um den neuen Lebenspartner seiner Ex-Frau, den Komiker Pete Davidson, und Kardashian selbst öffentlich zu beleidigen. Zudem betonte er mehrfach, dass er lieber wieder mit Kardashian zusammen wäre. West teilte auch Screenshots, die private Nachrichten von Kardashian und Davidson zeigen sollen. Wenig später löschte der Rapper seine Posts wieder und entschuldigte sich. „Ich weiß, dass es verstörend war, Screenshots zu teilen und es so rüberkam, als würde ich Kim belästigen. Ich übernehme dafür Verantwortung“, schrieb er im Februar diesen Jahres.
Wenig später, Anfang März 2022, war dann auch die Scheidung durch. Danach glätteten sich die Wogen im Scheidungskrieg. „Ich hasse es, dass es so laufen musste.“ Aber wenn es um sie oder die Kinder gehe, werden sie „immer eine Familie sein“, sagte Kardashian. Sie und Davidson haben sich mittlerweile getrennt, weil sie die Fernbeziehung nicht aufrechterhalten konnten.
Provokation mit seiner Musik
Seine Skandalakte beginnt allerdings schon viel früher. Seit 2004 produzierte er ein Nummer-eins-Album nach dem nächsten, räumte zahlreiche Preise ab. West liebt es, mit seiner Musik zu provozieren – und schoss mehrfach über das Ziel hinaus. Anlässlich seines Live-8-Auftritts behauptete er im Juli 2005, dass Aids eine „von Menschen gemachte Krankheit“ („man-made disease“) sei. Das besang er auch in seinem Song „Heard ’Em Say“.
In dem Song „Who Gon Stop Me“ (2011) rappt er: „This is something like the Holocaust / Millions of our people lost.“ („Das ist so was wie der Holocaust / Millionen unseres Volkes verloren“). West verglich damit den Völkermord an den Jüdinnen und Juden mit der systematischen gesellschaftlichen Benachteiligung der Afroamerikanerinnen und ‑amerikaner.
Kanye Wests Angriff auf Taylor Swift
Auch auf Preisverleihungen fiel West immer wieder negativ durch Zwischenrufe oder unangemessenes Verhalten auf. Einer dieser Momente ging in die Geschichte der MTV Music Video Awards ein. Taylor Swift gewann 2009 den Award für das beste Musikvideo. Während ihrer Dankesrede stürmte Kanye West auf die Bühne und unterbrach die Sängerin. Sie habe die Auszeichnung nicht verdient, sondern Beyoncé. Swift stand sprachlos daneben, Beyoncé, die im Publikum saß, war die Situation sichtlich unangenehm.
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Zwischen Genie, Wahnsinn und psychischer Erkrankung
Wegen Songtiteln wie „I am a God“ („Ich bin ein Gott“) wurde er in der Vergangenheit oft als größenwahnsinnig beschrieben. Auch einige Aussagen Wests legten das nahe. West behauptete schon einmal, er sehe sich als Gottgesandter, als spiritueller und auch politischer Anführer. Als Meister der Provokation und Selbstinszenierung baute er im Laufe seiner Karriere einen Kult um seine Person auf, was ihn neben dem Rapperdasein zu einem weltweit erfolgreichen Geschäftsmann machte.
Seine befremdliche Art eckte aber immer wieder an. West selbst führt das auf eine bipolare Störung zurück. Über die sprach auch seine Ex-Frau in einer Titelgeschichte für das Magazin „Vogue“ im Jahr 2019. Darin erwähnte Kardashian, dass West an einer bipolaren Störung leide und bat anschließend auf Instagram um Verständnis. „Er ist ein brillanter, aber komplizierter Mensch, der neben dem Druck, Künstler und Schwarzer zu sein, den schmerzhaften Verlust seiner Mutter erlebt hat und mit dem Druck und der Isolation umgehen muss, die seine bipolare Störung verstärkt.“
Kanye West bezeichnet Sklaverei als freie Wahl
Vor vier Jahren machte West dann kontroverse Aussagen zur Sklaverei in den USA. „Wenn man von über 400 Jahre langer Sklaverei hört: 400 Jahre lang? Das klingt für mich nach eigener Wahl“, sagte er in einem Interview mit dem US-Promiportal TMZ. Er bezeichnete sich in diesem Zusammenhang als Freidenker. Anschließend machte ein Mitarbeiter seinem Ärger Luft und konfrontierte West mit seinen Aussagen. Als West die Mitarbeiter ins TMZ-Büro fragte, ob sie ähnlich denken wie er, kommentierte er: „Ich denke, du denkst überhaupt nicht.“
Er fühle sich von Wests Aussagen sehr verletzt, sagte der Mitarbeiter. „Du hast eine große Verantwortung, Bruder. Der Rest von uns muss in der Gesellschaft mit diesen Bedrohungen und der Ausgrenzung leben, die mit 400 Jahren Sklaverei einhergehen, die du als freie Wahl unserer Leute bezeichnest.“
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Kanye West und Verschwörungstheorien
West verbreitete in der Vergangenheit auch Verschwörungstheorien über das Coronavirus und die Impfstoffe. „So viele unserer Kinder werden geimpft und sind danach gelähmt“, behauptete der Rapper, „wenn also gesagt wird, wir beseitigen Covid mit einer Impfung, bin ich extrem vorsichtig. Das ist das Malzeichen des Tieres. Sie wollen uns Mikrochips implantieren und alles Mögliche machen, um uns den Einzug in den Himmel zu verwehren“, sagte West in einem Interview mit dem „Forbes“-Magazin aus dem Jahr 2020. Viele Menschen seien bereits vom Teufel besessen und würden es deshalb „traurigerweise ohnehin nicht in den Himmel schaffen“.
Nach seinem Rauswurf bei Twitter und Instagram gab West erst kürzlich bekannt, das soziale Netzwerk Parler übernehmen zu wollen. Das gilt als Treffpunkt rechter und rechtsextremer Verschwörungstheoretiker, die sich auf den Mainstream-Plattformen zensiert fühlen.
Kanye West und die Politik
Vor zwei Jahren wollte West zudem zur Präsidentschaftswahl in den USA antreten. Im Wahlkampf hielt er eine emotionale und hysterische Rede. West trug dabei eine schusssichere Weste. Er teilte intime Details seines Lebens mit Kim Kardashian, sprach über die Abtreibung eines Babys. „Ich hätte fast meine Tochter getötet“, sagte er unter Tränen auf der Bühne. Wegen verpasster Anmeldefristen schaffte er es jedoch in den meisten Staaten nicht auf den Wahlzettel.
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Kanye West trug bei einer Rede eine schusssichere Weste.
© Quelle: IMAGO/UPI Photo
Zuvor war West einer von wenigen populären Künstlern, die den früheren US-Präsidenten Donald Trump öffentlich unterstützten. 2018 traf er Trump im Weißen Haus und trug dabei eine Baseballmütze mit dessen Wahlkampfslogan „Make America Great Again“.
Kanye West: „Man nutzt sein Bauchgefühl, seine Verbindung zu Gott und einfach Genialität“
Zuletzt häuften sich die Skandale rund um den Rapper. Neben den antisemitischen und judenfeindlichen Aussagen in den sozialen Medien leugnete er die Tötung des Afroamerikaners George Floyd. Der Rapper behauptete, Floyd sei nicht erstickt worden, sondern durch Drogen zu Tode gekommen. „Schaut euch das Video an, der Typ ist mit seinem Knie doch gar nicht auf seinem Hals“, sagte West in einer Podcastfolge, die nicht mehr verfügbar ist. Floyds Familie will West nun wegen der kolportierten Aussagen verklagen – auf 250 Millionen US-Dollar, wie Mitte Oktober bekannt wurde.
Ein weiterer Skandal liegt nur rund zwei Wochen zurück. Anfang Oktober zeigte er sich bei der Präsentation einer seiner Kollektionen auf der Pariser Fashion Week mit einem „White Lives Matter“-Shirt. Die Antirassismusorganisation Anti-Defamation League stufte den Satz als rassistische Reaktion auf die „Black Lives Matter“-Bewegung ein, die sich gegen Gewalt gegen Schwarze einsetzt.
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West verteidigte sich um US-Fernsehen wenig später so: „Die Antwort auf die Frage, warum ich ‚White Lives Matter‘ (‚Weiße Leben zählen‘) auf ein Shirt geschrieben habe, ist, weil es so ist. Es ist das Offensichtliche“, sagte er in einer Sendung mit Tucker Carlson, einem einflussreichen Moderator einer Abendsendung beim konservativen TV-Sender Fox News.
„Gewisse Dinge mache ich einfach aus einem Gefühl heraus, ich kanalisiere einfach die Energie. Es fühlt sich einfach richtig an“, sagte West weiter. „Man nutzt sein Bauchgefühl, seine Verbindung zu Gott und einfach Genialität.“
Mit dpa-Material