Mit Video: So happy sind Brietlingens Voltigiererinnen auf Carls Rücken
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Schimmel Carl ist der Star des Volti-Teams beim Reit- und Fahrverein Brietlingen.
© Quelle: lüb
Brietlingen. Auf einem Pferd zu stehen, ist für Ida Busch das Gefühl von Freiheit schlechthin. „Von da oben kann ich alles noch mehr genießen. Vor allem im Sommer, wenn wir auch draußen trainieren.“ Eine Menge Mut und Gleichgewichtssinn gehören allerdings dazu, wenn sie sich in 1,80 Metern Höhe auf den Pferderücken stellt, dabei im Galopp die Arme auf Schulterhöhe kerzengerade zur Seite führt. So groß ist Schimmel Carl – und der ganze Stolz des Voltigier-Teams II vom Reit- und Fahrverein Brietlingen.
Voltigieren beim RuF Brietlingen
Für die #WirfürdenSport-Kampagne von Kreissportbund und LZ haben wir das Voltigier-Team II in Brietlingen beim Training besucht.
© Quelle: Landeszeitung für die Lüneburger Heide
Beim Voltigieren werden turnerische und akrobatische Übungen auf dem Pferd ausgeübt, das sich dabei an einer Longe im Kreis bewegt. Für die #WirfürdenSport-Videokampagne von LZ und Kreissportbund Lüneburg haben wir die Mannschaft bei ihrem Training mit der Kamera begleitet, viel übers Voltigieren erfahren, aber auch, wie Corona den Mannschaftssport über Monate quasi zum Erliegen gebracht hat.
„Wenn es blöd läuft, kommt Carl vor dem Training nicht weiß, sondern braun von der Weide.“
Tabea Krajewski, Volti-Team II des Reit- und Fahrvereins Brietlingen
Schon lange, bevor es in die Reithalle geht, kommen die Mädchen zum Verein geradelt. Pferd putzen ist angesagt. „Wenn es blöd läuft, kommt Carl braun und nicht weiß von der Weide, er macht sich gerne dreckig“, erzählt Tabea Krajewski lachend.
Ganz gründlich wird er von oben bis unten sauber gemacht, damit im Training keine Scheuerstellen etwa durch Sand entstehen. „Ach, du bist ein kleiner Kasper“, meint sie, als Carl immer wieder nach dem halben Tennisball schnappt, der am Anbinder befestigt ist. „Er ist total entspannt, aber das Putzen findet er langweilig. Er will auch endlich trainieren.“
Im Lockdown kam Carl nach Brietlingen
Im März 2021, mitten im Lockdown, war der Warmblüter zur Ausbildung aus Grevesmühlen nach Brietlingen gekommen, seitdem lieben sie ihn hier alle. „Für ihn war das von Vorteil“, meint Nina Wischweh, die für die Voltigierer im Vereinsvorstand ist. „So konnte er erst einmal ganz entspannt mit einer Person üben und sich eingewöhnen, statt gleich auf die ganze Gruppe losgelassen zu werden.“
Emma Hofmann und Tabea Krajewski mit Carl.
© Quelle: lüb
Die musste über die Zwangspause vorerst die Füße stillhalten. Nina Wischweh: „Corona kam, und wir durften uns nicht mehr anfassen, was beim Voltigieren als Mannschaftssport natürlich schwierig ist, der von Partnerübungen lebt. Die größte Herausforderung aber war, wie kriegen wir uns aufs Pferd, ohne uns anzufassen?“
Die Konsequenz: Für die jüngsten Vereinsmitglieder war erst einmal kein Sport möglich. Die Älteren halfen sich mit einem Tritt, konnten so zumindest allein, später zu zweit mit Carl trainieren.
„Die größte Herausforderung aber war, wie kriegen wir uns aufs Pferd, ohne uns anzufassen?“
Nina Wischweh, im Vorstand für die Voltigierer
Acht Voltigiergruppen mit je zwölf Kindern oder jungen Erwachsenen zwischen 4 und 23 Jahren hat der Reit- und Fahrverein Brietlingen. Sie sind in verschiedene Leistungsgruppen eingeteilt, die Jungs sind an einer Hand abzuzählen. Vorkenntnisse braucht es nicht, schon gar nicht im Reiten. „Das ist eher kontraproduktiv“, versichert Nina Wischweh.
Wettkämpfe in Pflicht und Kür
Das Team von Trainerin Christine Behrendt, die Carl mit einer stoischen Ruhe an der Longe führt, nimmt auch an Wettbewerben teil. „Wir starten in Klasse A der Leistungsprüfungsordnung, das ist die gute Mitte“, erläutert sie.
In der Pflicht müssen alle Sportlerinnen dieselben Übungen vorzeigen, in der Kür dürfen sie zu Musik auch Elemente zeigen, die sie selbst erarbeitet haben. Und das nicht immer auf einem echten Pferd. Gerade erst nahmen sie mit tollen Platzierungen am Holzpferd- und Movieturnier in Boostedt teil.
Vertrauen ist das A und O auf dem Pferderücken
Eine Mannschaft besteht aus Fliegern, den Leichtgewichten, aus Haltern, die die Flieger - wie der Name schon sagt - heben können, sowie den Turnern. Die Einteilung ergibt sich meist von selbst aufgrund der Körperstatue jedes einzelnen.
Die neunjährige Emma Hofmann gehört zu den Fliegern. Angst, sich in 1,80 Metern Höhe heben zu lassen, hat sie nicht. „Ich bin mit Pferden aufgewachsen, das macht mir gar nichts.“
Nichts geht ohne Vertrauen beim Voltigieren. „Wir halten uns da oben immer bis zum bitteren Ende fest, komme, was wolle.“ Standwaage, Stehen auf dem Pferd – das üben sie auch zu Hause auf dem Holzpferd, um auch Carl genügend Pausen zu gönnen. Doch das ist nichts gegen das tolle Gefühl im Galopp hoch oben auf dem Schimmel.
LZ