Aldi will keine Fleisch- und Wurstwaren aus niedriger Haltungsform mehr anbieten
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ALDI stellt auch gekühlte Fleisch- und Wurstwaren vollständig auf Haltungsformen 3 und 4 um. Foto: ALDI/ALDI/obs
© Quelle: ALDI/ALDI/obs
Berlin. Der Discounter Aldi nimmt langsam Abschied vom Billigfleisch. Das Unternehmen kündigte an, sein Sortiment auch für gekühlte Fleisch- und Wurstwaren bis 2030 vollständig auf die Haltungsformen 3 (Außenklima) und 4 (Premium) umzustellen. Vor zwei Jahren hatte Aldi bereits verkündet, bis zu diesem Zeitpunkt Frischfleisch aus den beiden niedrigeren Haltungsformen 1 und 2 aus den Regalen zu verbannen.
Nun also auch Fleisch- und Wurstwaren. Aldi Nord und Aldi Süd wollen damit „konsequent den nächsten Schritt“ gehen und ihr Tierwohlversprechen auf Produkte wie Salami, Kochschinken, Wiener Würstchen oder Bacon ausweiten, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Mit diesem Schritt des Haltungswechsels ermögliche Aldi nicht nur neue Absatzmöglichkeiten für Landwirtschaft und Lieferanten, sondern erweitere auch das Tierwohlsortiment für die Kundschaft.
Vier Pfoten begrüßt Vorstoß, Kritik von Foodwatch
Die beiden höheren Haltungsformen soll den Tieren Kontakt zum Außenbereich sowie mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben (Stufe 3) beziehungsweise einen echten Auslauf und deutlich mehr Platz (4) garantieren. Aldi verweist darauf, dass bereits heute 90 Prozent der Fleisch- und Wurstwaren im Sortiment aus der Haltungsform 2 (Stallhaltung Plus) stamme.
„Die erfolgreiche Umsetzung dieser Ankündigung wäre ein wichtiger Schritt in die Richtung von weniger Tierleid“, kommentierte die Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Wichtig sei aber auch, dass Aldi über die Haltungsformen aufkläre – und wie schlecht es Tieren in den unteren beiden Stufen gehe. „Denn letztere werden auch in den Aldi-Filialen bis 2030 verkauft werden“, so die Tierschützer. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte, dass der Vorstoß am „Elend der Tiere“ nichts ändere. Gegen Krankheit und Elend von Millionen Tieren helfe keine „irreführende Haltungskennzeichnung“, sondern lückenlose Gesetze für mehr Tiergesundheit. Greenpeace begrüßte zwar, dass Billigfleisch mehr und mehr zum Auslaufmodell werde – klar sei aber auch, dass bessere Tierhaltung immer auch bedeute, weniger Tiere zu halten. „Parallel sollte Aldi daher sein veganes und vegetarisches Angebot weiter ausbauen“, sagte Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff.
Lidl will bis 2025 Sortiment umstellen
Eine Strategie, auf die Konkurrent Lidl setzt. Statt Haltungsformen zu verbannen, wagt der Discounter eine andere Offensive: Lidl kündigte jüngst an, sein Sortiment umzustellen. Bis 2025 soll der Anteil an Fleischprodukten sinken. Dafür soll es aber mehr pflanzenbasierte Produkte wie vegane Ersatzartikel oder Hülsenfrüchte geben.
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Der Fleischkonsum sinke beständig, sagte Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) am Donnerstag. Gleichzeitig wollten Verbraucherinnen und Verbraucher, dass Tiere besser gehalten werden. „Darauf zu reagieren, ist Marktwirtschaft, nix anderes“, so der Politiker. Er verwies auch auf die geplante Förderung zum Umbau der Tierhaltung, die er sich für seine Amtszeit vorgenommen hat.
Landwirte fordern angemessene Bezahlung
Der Umbau muss allerdings finanziert sein. Martin Schulz, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL) lobte zwar den Vorstoß von Aldi. „Ich begrüße es, dass der Handel beim Anheben des Tierwohls grundsätzlich mitzieht“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Dennoch mahnte er, dass Aldi und Co. die Bäuerinnen und Bauern nun nicht alleine lassen dürfen. „Aus Sicht der landwirtschaftlichen Betriebe kommt es nun vor allem darauf an, dass der Umbau unserer Ställe und vor allem die Mehrarbeit einer artgerechten Tierhaltung von Aldi und Co. angemessen honoriert werden.“
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Die Nachfrage nach veganem und vegetarischem Essen steigt. Auch auf der Grünen Woche locken viele Aussteller mit ihren Alternativen zu Fleischprodukten. Doch was macht das mit der Landwirtschaft? Ein Besuch auf der Berliner Messe.
Auch der Deutsche Bauernverband begrüßt das Vorgehen des Discounters, kritisiert jedoch das von Özdemir geplante verpflichtende Tierwohllabel. „Wer es mit der Umstellung auf Haltungsformen 3 und 4 ernst meint, muss die Fleisch- und Wurstwaren einbeziehen“, sagte Generalsekretär Bernard Krüsken „Der Schritt von Aldi ist daher konsequent, folgerichtig und entspricht unserer Forderung.“ Jetzt gelte es jedoch, gemeinsam zu verhindern, dass die Bundesregierung solche Initiativen mit einem schlecht gemachten Tierwohlkennzeichen konterkariere. Bestehende Programme wie die „Initiative Tierwohl“ müssten integriert werden. „Außerdem muss der Umbau von Ställen überhaupt möglich gemacht werden, baurechtlich wie fördertechnisch.“