In Europas Kokainhauptstadt Antwerpen rieselt der Schnee auch bei mildem Wetter
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Wenn Drogenfahnder in Obstkisten verpacktes Kokain entdecken, hat das meist über Antwerpen den Weg nach Europa gefunden.
© Quelle: ---/Zollfahndung Essen/dpa
Brüssel. Leise rieselt der Schnee, sogar bei diesen milden Temperaturen. Das ist kein außergewöhnliches Wetterphänomen, das ist der sichtbare Beleg für den Boom der illegalen Weltdrogenwirtschaft. Fast 90 Tonnen Kokain haben Drogenfahnder vorletztes Jahr in Antwerpen, Europas zweitgrößtem Hafen, beschlagnahmt. Im gerade zu Ende gegangenen Jahr dürfte die 100‑Tonnen-Marke überschritten worden sein. Antwerpen ist und bleibt damit ganz klar die europäische Kokainhauptstadt.
Drogenkartelle aus Mexiko haben sich mit Rauschgiftbanden aus Europa zusammengetan und nutzen Belgiens Tor zur Welt als wichtigen Umschlagplatz. Das Kokain wird in Containern versteckt, die – beladen mit Früchten wie Bananen oder Ananas – auf die Schiffsreise nach Antwerpen geschickt werden.
Wieviel Koks am Ende auf den europäischen Schwarzmärkten landet, kann niemand sagen. Klar ist nur: Entdeckt wird nur ein Bruchteil. Und schon der macht ungewöhnliche Probleme. Wenn bei einer Razzia mehrere Tonnen beschlagnahmt werden, dann reichen die Verbrennungsöfen in Belgien nicht mehr aus. Also muss das Rauschgift zwischengelagert werden – an geheimem Ort, versteht sich. Damit die Banden nicht versuchen, sich ihr Koks mit Gewalt zurückzuholen.
Das illegale Milliardengeschäft mit Kokain stellt die Ermittlungsbehörden auf beiden Seiten des Atlantiks vor immer größere Herausforderungen. Europol und die US‑Antidrogenbehörde DEA warnten vor Kurzem gemeinsam davor, dass der Schmuggel noch zunehmen könnte. Und mit ihm die brutale Gewalt, für die gerade die mexikanischen Kartelle berüchtigt sind.
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Wie gewaltbereit die Szene ist, weil mit Koks so viel Geld zu verdienen ist, das erlebte der belgische Justizminister Vincent Van Quickenborne im vergangenen Jahr. Er sollte entführt werden, weil er sich durch Ermittlungserfolge zur Zielscheibe machte. Der Plan, den offenbar eine niederländische Bande ausgeheckt hatte, wurde zwar vereitelt. Doch Van Quickenborne musste im Frühherbst trotzdem eine Woche untertauchen – aus Sicherheitsgründen.
Kaum zurück, gab es schon wieder Drohungen aus der gewaltbereiten Schmugglerszene. Weihnachten und Neujahr mussten der Politiker und seine Familie erneut unter Polizeischutz an einem geheim gehaltenen Ort verbringen. Es sind solche Momente, in denen der Schnee plötzlich gar nicht mehr leise rieselt.
Damir Fras ist Brüssel-Korrespondent des RND. Wie sich die ökonomische Supermacht Europa global schlägt, erklärt er im Wechsel mit anderen in der RND-Kolumne „Weltwirtschaft“. Alle bisherigen Beiträge der Kolumne finden Sie hier.