Deutschland Primus bei Wasserstoffpatenten
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Mit einem Elektrolyseur wie diesem wird Wasserstoff in seiner grünen und damit klimafreundlichen Variante hergestellt.
© Quelle: Christophe Gateau/dpa
München. Wenn Patente ein Indiz für die Zukunftsfähigkeit von Volkswirtschaften sind, ist es eine für Deutschland und Europa ermutigende Studie. Das europäische Patentamt (Epa) und die Internationale Energieagentur (IEA) haben erstmals alle globalen Patentaktivitäten entlang des Energieträgers Wasserstoff (H₂) ausgewertet.
Erfinder aus Reihen der Großkonzerne Linde, Siemens, Bosch und BASF sowie Start‑ups hieven Deutschland demnach in Europa an die Spitze der H₂‑Patentstatistiken. Das Ruhrgebiet und München seien dafür zwei weltweit führende Forschungszentren. Um Klimaziele zu erreichen, reichen die Anstrengungen aber nicht aus, warnen die Experten von Patentamt und IEA.
„Es sind noch dringend Innovationen bei einer Vielzahl von Technologien erforderlich, wenn Wasserstoff eine wichtige Rolle bei der Verringerung der Kohlendioxidemissionen und der Bewältigung des Klimawandels spielen soll“, betont Patentamtschef Antonio Campinos. Das Potential von H₂ zu nutzen sei ein wesentlicher Bestandteil der EU‑Strategie zur Erreichung der Klimaneutralität. Aber es gebe noch Schwachstellen bei Patentaktivitäten entlang der H₂‑Wertschöpfungskette.
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© Quelle: Reuters
So seien europäische Erfinder, getrieben von denen aus Deutschland, zwar erfolgreich bei H₂‑Innovationen zu dessen Speicherung, Verteilung und Umwandlung. Speziell bei Elektrolyseuren als einem technologischen Kern künftiger Wasserstoffwirtschaft habe Europa einen Vorsprung erreicht. Aber im Bereich Endanwendung konzentriere sich das meiste auf die Autoindustrie und Brennstoffzellen. Darüber würden jedoch wichtige Bereiche wie die Dekarbonisierung des Fern- und Luftverkehrs, Stromproduktion und Heizen oder Schwerindustrie noch zu sehr vernachlässigt. Patentamt und IEA sind deshalb besorgt, dass Länder ihre gemachten Zusagen zu Netto-null-Emissionen nicht erreichen. Lichtblick sei H₂‑Nutzung zur klimafreundlichen Stahlherstellung, wofür jüngst viele Patente angemeldet wurden.
„Wasserstoff aus emissionsarmen Quellen kann eine wichtige Rolle beim Übergang zu sauberer Energie spielen und hat das Potential, fossile Brennstoffe in Branchen zu ersetzen, in denen es nur wenige saubere Alternativen gibt wie im Fernverkehr und der Düngemittelproduktion“, erklärt IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. Die Studie zeige, dass Innovatoren auf den Bedarf wettbewerbsfähiger Ketten zur H₂‑Versorgung reagieren. Sie decke aber auch noch bestehende Schwachstellen auf.
Gut jedes zehnte H₂‑Patent weltweit kommt aus Deutschland
Innerhalb der Triade EU, USA und Japan sind europäische Erfinder mit Blick auf H₂‑Technologien nach der Studie, die das Jahrzehnt von 2011 bis 2020 analysiert hat, am aktivsten gewesen. Auf EU‑Forscher entfallen demnach 28 Prozent aller H₂‑Patentanmeldungen, gefolgt von Kollegen in Japan mit 24 Prozent. Die USA kommen auf 20 Prozent und hätten im Vergleich zur EU und Japan im untersuchten Jahrzehnt an Boden verloren, sagen die Studienmacher.
Das ist ein Indiz für Chancen zur Ansiedelung von Wasserstoffwirtschaft vor der eigenen Haustür. Die weltweit innovativsten Regionen konkurrieren derzeit um die erste Phase der industriellen Einführung, konstatieren Patentamt und IEA. Die Studiendaten würden darauf hindeuten, dass Europa als Standort für Investitionen in neue Produktionskapazitäten für Elektrolyseure an Vorsprung gewinnt. Hier zeichne sich ein Boom ab. Allerdings halten die USA aktuell gerade mit finanziellen Anreizen zur Ansiedelung klimafreundlicher Zukunftstechnologien in vielfacher Milliardenhöhe dagegen. Das hat zwischen der EU und den USA jüngst für einige Verstimmung gesorgt.
Als innovativer bei Wasserstoff haben sich zuletzt aber klar europäische Erfinder gezeigt. Allein auf deutsche Forscher entfallen 11 Prozent aller H₂‑Patentanmeldungen im untersuchten Zeitraum weltweit. Dahinter folgen in Europa französische Forscher mit 6 Prozent und damit einigem Abstand.
Die sonst bei vielen Zukunftstechnologien besonders aktiven asiatischen Staaten China und Südkorea kommen im H₂‑Bereich im globalen Maßstab erst auf 4 und 7 Prozent aller Patentanmeldungen.