Diese Zahl drückt den VW‑Aktienkurs
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Wegen Teilemangels kommt VW mit der Produktion nicht hinterher.
© Quelle: Jan Woitas/dpa
Trotz der massiven Lieferschwierigkeiten hat der VW‑Konzern im vergangenen Jahr mehr verdient. Umsatz und operativer Gewinn lagen im oberen Bereich der Prognosen. Die Aktie geriet nach der Veröffentlichung der ersten Eckdaten trotzdem unter Druck, denn die Produktionsprobleme hinterließen ihre Spuren im Cashflow, der Messgröße für den Zufluss an Bargeld.
Der Verkaufsrekord von 2019 ist weit weg
Wie andere Autohersteller kämpft VW seit Monaten mit dem Mangel an Bauteilen, vor allem Halbleitern. Die Auslieferungen gingen deshalb erneut zurück. Insgesamt verkauften die Pkw- und Lkw-Marken 2022 weltweit 8,2 Millionen Fahrzeuge, das waren 7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im letzten Jahr vor der Pandemie hatte der Konzern 2019 noch knapp elf Millionen Autos verkauft.
Finanziell wirkt sich das bisher aber eher positiv aus. Weil Kunden mehr Autos bestellten, als gebaut werden konnten, sind die Preise hoch. Im vergangenen Jahr wurde kaum Rabatt gegeben, und die Hersteller produzierten vorzugsweise teure Fahrzeuge mit hoher Gewinnmarge. Entsprechend schrumpfte der Absatz der günstigeren Marken Seat und Skoda viel deutlicher als etwa der von Audi. Porsche lieferte sogar etwas mehr Autos aus als im Vorjahr.
So stieg trotz der kleineren Stückzahl der Konzernumsatz deutlich auf 279 Milliarden Euro. Das waren gut 11 Prozent mehr als im Vorjahr, nachdem VW offiziell acht bis 13 Prozent Umsatzwachstum angepeilt hatte. Zum Teil dürften sich hier aber auch Währungseffekte niederschlagen, denn der Euro hat im vergangenen Jahr gegenüber dem Dollar deutlich an Wert verloren.
Der operative Gewinn vor Sondereinflüssen lag bei 22,5 Milliarden Euro, rund 12 Prozent höher als im Vorjahr. Damit hat VW 8,1 Prozent Umsatzrendite erreicht, angepeilt waren 7 bis 8,5 Prozent. Bei dieser Zahl werden Steuern, Kreditzinsen und Sondereffekte herausgerechnet. Was unter dem Strich tatsächlich übrig geblieben ist und welche Dividende es geben soll, wird der Konzern spätestens mit dem kompletten Geschäftsbericht Mitte März mitteilen.
Fertige Autos warten auf Teile
Bei einer wichtigen Größe enttäuschte VW allerdings die Erwartungen: Der Netto-Cashflow schrumpfte um mehr als ein Drittel auf 5 Milliarden Euro. Auch hier schlagen sich offenbar die Produktionsprobleme nieder. Es wurden viele Autos halbfertig gebaut, die wegen fehlender Teile noch nicht ausgeliefert werden konnten – sie haben also schon Geld gekostet, bringen aber noch keins ein.
Außerdem wurde mehr Material auf Vorrat gekauft, und es dürfte auch mehr Geld als sonst in Anzahlungen für Zulieferteile und Rohmaterial geflossen sein, um die Lieferungen abzusichern. Auch hier kommen die Erlöse erst später zurück.
Im Lauf dieses Jahres soll sich der Effekt „größtenteils umkehren“. Der neue Konzernchef Oliver Blume hatte allerdings bereits im Dezember davor gewarnt, dass sich mit der Pandemie und dem russischen Überfall auf die Ukraine Grundsätzliches geändert habe: „Lieferengpässe werden zur Regel, nicht zur Ausnahme.“
Der Porsche-Börsengang hat die Kasse gefüllt
Um den Wolfsburger Kassenbestand muss man sich dennoch keine Sorgen machen: Üppige 43 Milliarden Euro Liquidität waren zum Stichtag am Jahresende verfügbar. Darin stecken nach VW‑Angaben allein 16 Milliarden Euro Erlös aus dem Verkauf von Porsche-Aktien beim Börsengang der Tochtermarke im vergangenen Herbst. Inzwischen dürfte der Geldpegel allerdings um einige Milliarden gesunken sein, denn Anfang Januar hat VW wegen dieses Börsengangs 9,5 Milliarden Euro als Sonderdividende an seine Aktionäre ausgezahlt.
Die Aktie ist der größte Dax-Verlierer
Der Kurs der VW‑Aktie, die am Dienstag mehr als 131 Euro gekostet hatte, rutschte zunächst um mehr als 2 Prozent ab und konnte sich nicht völlig erholen. Während der Dax deutlich stieg, lag die VW-Aktie auch am Nachmittag mit einem Prozent im Minus. Zweitschlechtester Wert im Dax war die VW‑Muttergesellschaft Porsche Automobil Holding SE.