Warum nach Twitter nun auch Meta Tausende Jobs streicht
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Das Logo von Meta ist während der 51. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) zu sehen.
© Quelle: Gian Ehrenzeller/KEYSTONE/dpa
Frankfurter am Main. Die Erosion im Silicon Valley verstärkt sich – metaphorisch formuliert. Nach Twitter und anderen Hightechfirmen plant nun auch Metaverse-Chef Mark Zuckerberg Massenentlassungen.
Mehrere US-Medien berichten, dass die Stellenkürzungen schon diese Woche verkündet würden. Nach Angaben des „Wall Street Journal“ (WSJ) wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens bereits aufgefordert, alle nicht unbedingt notwendigen Reisen kurzfristig abzusagen. Welchen Umfang die Stellenstreichungen haben sollen, wurde zunächst nicht bekannt. Im WSJ war nur die Rede von „Tausenden Arbeitsplätzen“.
In jedem Fall zeitigten die Berichte augenblicklich Wirkung – und zwar an der Börse. Der Kurs der Meta-Aktie kletterte im vorbörslichen Handel in New York um bis zu 3,5 Prozent. Kurspflege dürfte denn auch eine maßgebliche Intention von Zuckerberg sein. Das Dividendenpapier leidet seit Monaten an akuter Schwindsucht. Die Aktie hat in diesem Jahr fast drei Viertel ihrer Marktkapitalisierung verloren. Buchwerte in der astronomischen Summe von mehr als 500 Milliarden Dollar haben sich in Luft aufgelöst. Ende voriger Woche notierte das Papier erstmals seit 2016 unter der Marke von 90 Dollar.
Beruhigungspille für Investoren
Der Konzern Meta Platforms hieß früher Facebook. Das gleichnamige Internetportal ist immer noch das wichtigste Geschäftsfeld des Unternehmens. Hinzu kommen insbesondere die sozialen Netzwerke Instagram und Whatsapp.
Mandeep Singh vom Finanzdienst Bloomberg schrieb in einer Notiz am Montag, das Meta-Management wolle offenbar die laufenden Kosten um mindestens drei bis vier Milliarden Euro kürzen, um das untere Ende der für dieses Jahr prognostizierten Ausgaben zu erreichen. Das wären dann etwa 96 Milliarden Dollar. Diese gigantische Summe kommt vor allem wegen der Entwicklungsarbeiten am sogenannten Metaverse zusammen.
Facebook-Mutter Meta soll mit Massenentlassungen auf Talfahrt reagieren
Die Talfahrt bei Meta ging zuletzt weiter. Der Gewinn brach im dritten Quartal um etwa die Hälfte auf 4,4 Milliarden Dollar ein.
© Quelle: Reuters
Mehrere Tausend Technikerinnen und Techniker, Designerinnen und Designer sowie Expertinnen und Experten für Inhalte arbeiten an einem sozialen Mega-Netzwerk, das zu einer Art geschlossener virtueller Welt werden soll, in der sich die Nutzerinnen und Nutzer sowohl während der Arbeitszeit als auch in ihrer Freizeit aufhalten. Dort soll auch ein Großteil des Alltagslebens – vom Einkaufen bis zum Treffen mit Freunden bei einem Glas Wein stattfinden. Die Konzernsparte Reality Labs, die am Metaverse bastelt, hat seit Jahresbeginn einen Verlust von 9,4 Milliarden Dollar eingefahren. Und Zuckerberg hat bereits angekündigt, dass die Fehlbeträge noch erheblich wachsen würden, bis mit dem Metaverse Gewinne eingefahren werden könnten.
Der Facebook-Gründer und -Chef will mit seinem Gigaprojekt die klassischen Erfolgsgeschichten des Silicon Valley weiterschreiben. Google, Youtube oder Facebook und zuletzt Tesla waren allesamt Projekte, die zunächst immense Verluste einfuhren, dann aber hohe Profite erwirtschaftet haben. Elon Musks Elektroautobauer ist noch immer an der Börse um ein Vielfaches wertvoller als etwa Volkswagen, obwohl Tesla nur einen Bruchteil der Autos verkauft, die die Wolfsburger absetzen – der Aktienkurs lebt von der Hoffnung auf künftige Gewinne.
Unter Anlegerinnen und Anlegern sowie Analystinnen und Analysten wächst aber die Skepsis, dass dieser Mechanismus auch bei Metaverse funktioniert. So hat der Großaktionär Altimeter Capital Management kürzlich in einem offenen Brief an Zuckerberg geschrieben, das Unternehmen müsse schlanker werden und Ausgaben müssten massiv heruntergefahren werden. Investorinnen und Investoren hätten das Vertrauen in die Pläne fürs virtuelle Universum verloren.
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https://www.rnd.de/digital/metaverse-mark-zuckerbergs-milliarden-wette-4MS7YDYBIZEC7HOV4PY57QZ27Q.html
Das Metaverse ist die Weiterentwicklung des Internets. Davon ist Mark Zuckerberg überzeugt – und verwettet die Zukunft seines Konzernes darauf. Doch was ist das Metaverse überhaupt, und ist es genauso von Zuckerberg abhängig wie umgekehrt?
Das Metaverse nur ein Ablenkungsmanöver?
Manche Branchenkenner behaupten, dass Zuckerberg die Idee von der Erschaffung einer digitalen Welt nur aus dem Hut gezaubert hat, um vom schwächelnden angestammten Geschäft abzulenken. Der Konzern musste im zweiten und im dritten Quartal Umsatzeinbußen einstecken – zuvor war es immer nur nach oben gegangen. Der Gewinn brach in den drei sommerlichen Monaten sogar um mehr als die Hälfte auf rund 4,4 Milliarden Dollar ein.
Meta hat nicht nur weltweit Ärger mit Aufsichtsbehörden, weil das Unternehmen eine der größten Datenkraken ist. Das chinesische Netzwerk Tiktok macht insbesondere bei jungen Nutzerinnen und Nutzern zunehmend Konkurrenz. Erste Andeutungen über Einschnitte beim Personal hatte Zuckerberg bereits Ende Oktober gemacht – auch als vertrauensbildende Maßnahme bei Börsianerinnen und Börsianern. Offen ist, ob mit den Stellenstreichungen auch die Anstrengungen für Metaverse zurückgefahren werden.
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Fest steht aber, dass was passieren muss, denn nun machen sich auch die hohe Inflation und die lahmende Konjunktur bemerkbar, was die Einnahmen zusätzlich drückt. Die Konsumlust der Kundinnen und Kunden schwindet, was dazu führt, dass Hersteller von Konsumgütern ihre Werbeausgaben zurückfahren. Dies trifft Meta heftig, denn die Reklame auf den Plattformen des Unternehmens ist die mit weitem Abstand wichtigste Einnahmequelle. Erschwerend kommt hinzu, dass die hohe Inflation Zinserhöhungen provoziert hat. Und darunter leiden Hightechunternehmen in besonderem Maß. Denn die Geschäftsmodelle erfordern permanente Investitionen, die nur mit geliehenem Geld gestemmt werden können.
Unter anderem haben auch der Mobilitätsanbieter Lyft und der Festplattenhersteller Seagate jüngst Stellenstreichungen angekündigt. Prominentestes Beispiel ist aber die Kurznachrichtenplattform Twitter, die Tesla-Chef Musk gerade übernommen hat. Er will etwa 3700 Frauen und Männer feuern, was der Hälfte der Belegschaft entspricht. Am Montag wurde aber bekannt, dass zahlreiche Entlassene gebeten wurden, ins Unternehmen zurückzukehren, weil sich herausgestellt hat, dass sie benötigt werden, um das Netzwerk am Laufen zu halten.