Fördergeld wird zum Jahresende gekürzt

Den Käufern von Elektroautos rennt die Zeit davon

Einer Studie zufolge dürfte der Wandel zur Elektromobilität viele Jobs kosten. Doch genauso ist mit neuen Arbeitsplätzen zu rechnen.

Wer noch ein höheres Fördergeld für sein Elektroauto haben möchte, muss sich beeilen.

Vielen E-Auto-Käufern rennt jetzt die Zeit davon: Nur wer das Auto noch in diesem Jahr anmeldet, bekommt die staatliche Förderung in voller Höhe. Wird das Kennzeichen erst 2023 angeschraubt, kann das einige Tausend Euro kosten. „Viele Kunden müssen nun bis zum Jahresende hoffen und bangen“, sagt Reinhard Zirpel, Präsident des Importeursverbands VDIK. „Für viele Neuwagenkunden ist die Enttäuschung programmiert“, sagt Florian Cichon, Chef des Zulassungsdienstes Premiumzulasser.

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In einem gemeinsamen Brief bitten die Verbände von Herstellern und Händlern die Kommunen deshalb um besonderen Einsatz: „Bis zum letzten Tag des Jahres“ sollten die Ämter „bedarfsgerecht, also auch bei größeren Fahrzeugzahlen“ Zulassungen möglich machen. „Uns erreichen aktuell besorgniserregende Meldungen, dass einige Zulassungsstellen schon zur Monatsmitte schließen wollen“, heißt es in dem Schreiben an die kommunalen Spitzenverbände.

Manche Hersteller übernehmen die Differenz

Dort kann man allerdings „die Sorge der Automobilwirtschaft nicht vollends nachvollziehen“, heißt es beim Deutschen Landkreistag. Schließungen gebe es höchstens wegen eines hohen Krankenstandes. Zum Jahresende werde in den Zulassungsstellen „besonders intensiv gearbeitet“, weil der Andrang dann regelmäßig besonders groß sei, sagte ein Verbandssprecher.

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Dieses Mal wird es allerdings besonders hektisch, denn ein miserables Autojahr geht mit einer Art Torschlusspanik zu Ende. Mit dem Jahreswechsel wird die Förderung der Elektromobilität neu geregelt. Die staatliche Prämie für reine E-Autos sinkt von maximal 6000 auf höchstens 4500 Euro. Die maximal 4500 Euro für Plug-in-Hybride werden komplett gestrichen. Beide Beträge werden von den Herstellern aufgestockt. In einem Punkt bleibt alles beim alten: Für den Antrag wird die Zulassungsbescheinigung gebraucht – und die ist angesichts des aktuellen Andrangs nicht so leicht zu bekommen.

„Wir konnten die Politik leider nicht davon überzeugen, sich am Bestelldatum zu orientieren“, sagt Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK). Jetzt herrsche große Unsicherheit. „Die Kunden laufen uns mit ihren Fragen die Bude ein.“ Die Antwort hängt von der jeweiligen Marke und ihrer Kulanz ab: „Viele Hersteller übernehmen ganz oder teilweise den staatlichen Anteil der Prämie, wenn der Termin nicht klappt“, sagt Peckruhn. Manche haben aber auch nur einen Stichtag festgelegt: Bis zu diesem Lieferdatum garantieren sie die rechtzeitige Zulassung, danach liegt das Risiko beim Kunden.

Während die Prämie online beantragt werden kann, geht es bei der Zulassung nach wie vor nicht völlig ohne Besuch beim Amt. Unternehmen wie Cichons Premiumzulasser haben daraus ein Geschäftsmodell gemacht und nehmen den Autohändlern die Arbeit ab. „Wir hoffen, dass die Straßenverkehrsämter mitziehen“, sagt Cichon. Peckruhn hat Hoffnung: „Die Städte haben nach meinem Eindruck den Ernst der Lage erkannt.“

Die Hersteller können sich weder frustrierte Kunden leisten, noch wollen sie auch nur ein verkauftes Auto in diesem Jahr verloren geben. „Alle Hersteller und Importeure versuchen, so viele Fahrzeuge wie möglich auszuliefern“, sagt Pekruhn. Für Kundinnen und Kunden ist der Autokauf seit Monaten eine Nervenprobe, weil die Hersteller wegen fehlender Bauteile nicht pünktlich liefern können und die knappen Ressourcen auf die lukrativsten Modelle konzentrieren. Vor allem deshalb liegt der Absatz mit rund 2,5 Millionen Fahrzeugen in diesem Jahr weit unter dem Durchschnitt.

Daran ändert auch der Schlussspurt nichts mehr. Im November wurden zwar 30 Prozent mehr Autos verkauft als ein Jahr zuvor, aber damit liegt das Geschäft immer noch unter dem Vor-Corona-Niveau. Und der Impuls ist den subventionierten E-Autos zu verdanken: Um 44 Prozent stieg der Absatz reiner E-Mobile im November, sogar 60 Prozent waren es bei Plug-in-Hybriden.

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Hybrid spielt kaum noch eine Rolle

Das Geschäft werde von der anstehenden Förderkürzung getrieben, sagt Peter Fuß, Autoexperte bei der Unternehmensberatung EY. „Ab Januar könnte die Situation ganz anders aussehen.“ Händlervertreter Peckruhn sieht schon die Anzeichen: „Hybrid spielt in den Bestellungen kaum noch eine Rolle, die Nachfrage nach reinen E-Autos lässt deutlich nach.“

Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte sich früh von der Linie der Vorgängerregierung verabschiedet, die den Kauf von E-Autos bis 2025 stabil fördern wollte. Die Technologie habe sich etabliert und könne sich aus eigener Kraft durchsetzen, meint der Grünen-Politiker. Für Plug-in-Hybride soll es überhaupt kein Staatsgeld mehr geben. Die Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor ist umstritten, weil im Alltag oft fast nur der Verbrenner genutzt wird.

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