Wir brauchen neue Ziele fürs Stromtanken
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Ein Elektroauto wird mit einem Kabel an einer privaten Wallbox an einem Einfamilienhaus aufgeladen
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Frankfurt am Main. Die Ampelkoalitionäre haben gerade mit sich selbst schwer zu kämpfen. Wenn aber wieder etwas Zeit übrig ist, sollten sie sich über ihre Zielformulierungen betreffs Ladeinfrastruktur beugen. Im Koalitionsvertrag ist noch von einer Million Ladepunkten für das Jahr 2030 die Rede. Das ist schon gut sieben Jahre vor dem Erfüllungstermin ein Anachronismus. Es handelt sich um eine Vorgabe aus den Zeiten des sogenannten Schnarchladens. Damals dauerte es noch gut acht Stunden, um eine noch nicht einmal vollständig entleerte und nicht allzu große Batterie wieder auf 100 Prozent zu bringen.
Das Tankstellenprinzip wird sich durchsetzen
Damals war es tatsächlich naheliegend, am besten an jedem Laternenpfahl eine Steckdose für Fahrstorm zu installieren. Anders war es nicht vorstellbar, Elektromobilität in größerem Stil möglich zu machen. Zugegeben, die Technik wandelt sich schnell. Aber die Koalitionäre könnten so langsam darauf kommen, dass inzwischen andere Parameter gelten. Eine Leistung von 150 Kilowatt ist angesagt. Das gilt heute noch als Ultraschnellladen. Aber die technische Entwicklung wird weitergehen. 150 Kilowatt und mehr werden zum Standard, und damit verändert sich auch die Konfigurierung der Ladesäulen-Infrastruktur.
Das Tankstellenprinzip wird sich durchsetzen. So wie heute Sprit wird künftig auch Strom getankt. Mit 150 Kilowatt lassen sich schon jetzt auch größere Akkus in etwas mehr als einer Viertelstunde zu rund 80 Prozent laden. Das ist die Zukunft. Und das mit dem Tankstellenprinzip ist wörtlich gemeint. Denn die Betreiber haben über viele Jahre die Standorte ihrer Stationen optimiert. Sie stehen entlang der großen Autobahnen und dort, wo viel Verkehr und gute Gelegenheiten für einen Stopp sind. Genau da müssen auch die 150er hin. Was liegt näher, als Tankstellenbetreiber zum schrittweisen Umrüsten zu verpflichten? Pläne dafür gab es schon mal. Es ist höchste Zeit, sie umzusetzen.