Lohnsteigerung und Einmalzahlung: Metaller bekommen mehr Geld
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/4II2KBNY3RHKXIBP2GOMRR4N6Q.jpeg)
Jörg Hofmann (l-r), erster Vorsitzender der IG Metall, Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, Harald Marquardt, stellvertretender Vorsitzender Südwestmetall, und Stefan Wolf, Präsident Gesamtmetall, unterhalten sich nach einer Pressekonferenz, in der die Ergebnisse der Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie vorgestellt wurden.
© Quelle: Marijan Murat/dpa
Ludwigsburg. Die 3,9 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie bekommen in den nächsten beiden Jahren deutlich mehr Geld. Nach zwölfstündiger Sitzung einigten sich IG Metall und der Arbeitgeberverband Südwestmetall in der Nacht zum Freitag in Ludwigsburg auf einen Pilotabschluss. In der nächsten Woche dürften die anderen Regionen ihn bundesweit übernehmen. Im Arbeitgeberlager sieht man den Abschluss mit gemischten Gefühlen: Es sei ein Vorschuss auf bessere Zeiten. Die Sorge vor massiven Streiks gab in der Nacht den Ausschlag.
Die IG Metall wollte einen Ausgleich für die hohe Inflation erreichen und war mit der Forderung nach 8 Prozent mehr Geld bei einem Jahr Laufzeit in die Verhandlungen gegangen. Und je nach Rechenweise kann Verhandlungsführer Roman Zitzelsberger nun auch die Acht präsentieren – allerdings über einen längeren Zeitraum: Löhne und Gehälter werden am 1. Juni 2023 um 5,2 Prozent und ein Jahr später um weitere 3,3 Prozent erhöht. Der Vertrag läuft zwei Jahre bis zum 30. September 2024.
Tarifeinigung zwischen IG-Metall und Arbeitgeberverband
Vereinbart wurde eine Anhebung der Tarifgehälter in zwei Stufen um 5,2 Prozent ab Juni 2023 und um 3,3 Prozent ab Mai 2024.
© Quelle: Reuters
Hinzu kommt eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro, die in zwei Tranchen gezahlt wird. Der Betrag kommt bei den Beschäftigten netto an, weil die Bundesregierung diese Prämie von Steuern und Sozialabgaben freigestellt hat. Die Termine können der aktuellen Lage im Betrieb angepasst werden, um zum Beispiel die Belastung in ein anderes Jahr zu verschieben.
Der Kompromiss sei „in vielen Punkten schmerzhaft und absolut an der Grenze dessen, was wir für die Mehrzahl unserer Mitglieder gerade noch für tragbar halten“, sagte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Harald Marquardt. In den nächsten Tagen werden die Verhandler in den anderen Regionen den Pilotabschluss übernehmen. Das gilt als Formsache, denn auf beiden Seiten waren die Regionalvertreter in Ludwigsburg dabei und haben die Ergebnisse gegen drei Uhr morgens abgesegnet.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/SUXJXPIWORDNBLHNMVWTSMEM5M.png)
Unbezahlbar
Unser Newsletter begleitet Sie mit wertvollen Tipps und Hintergründen durch Energiekrise und Inflation – immer mittwochs.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
IG Metall machte großen Druck
Den entscheidenden Punkt machte die IG Metall offenbar mit einer ungewöhnlichen Drohung. Schon im Vorfeld hatte die Gewerkschaft angekündigt, dass es bei einem Scheitern bundesweit 24-stündige Warnstreiks geben werde. Hinzu kam in der Nacht aber die Drohung mit einer Urabstimmung für einen regulären Streik - nicht flächendeckend, sondern ausschließlich in Baden-Württemberg. „Ziemlich ungeheuerlich“ sei das, befand ein Vertreter der Arbeitgeberseite.
Denn im Südwesten gibt es zwar viele Mittelständler, vor allem aber Mercedes und Bosch. Für die beiden Weltkonzerne ist der deutsche Metalltarif weit weniger bedeutsam als für die Mittelständler – entsprechend sind sie kompromissbereiter. „Die wollten um keinen Preis bestreikt werden“, sagt ein Insider. Denn die aktuellen Lieferprobleme wiegen bei den Großen schwerer als die Tariferhöhung. Schon wenige Streiktage hätten manches Unternehmen durch Umsatzausfall und Vertragsstrafen mehr gekostet als die jetzt vereinbarte Lohnerhöhung.
Die unterschiedlichen Interessen von Kleinen und Großen sind schon lange ein heikles Thema im Metalltarif. Im Moment gehen sie besonders weit auseinander, weil die Autohersteller trotz aller Probleme glänzend verdienen, davon aber bei vielen Zulieferern kaum etwas ankommt. „So krass wie jetzt war es noch nie“, sagt ein Arbeitgebervertreter.