Mögliche Versteigerung: Wie um die neuen Mobilfunklizenzen gefeilscht wird
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Welche Mobilfunklizenzen versteigert werden, ist noch nicht endgültig entschieden.
© Quelle: dpa (Symbolfoto)
Frankfurt am Main. Unter Mobilfunkern rumort es. Wie fast immer in solchen Fällen geht es um die Versteigerung von Funkfrequenzen. Das sind immer höchst kostspielige Veranstaltungen für die Netzbetreiber. Die nächste Auktion könnte in etwa einem Jahr über die Bühne gehen. Doch es gibt noch einiges zu diskutieren. Und dabei geht es auch darum, wie gut die Nutzerinnen und Nutzer vor allem auf dem Land versorgt werden.
2025 sollten die Lizenzen zum Funken im Bereich von 800 Megahertz ursprünglich auslaufen. Das sind die Brot-und-Butter-Frequenzen der Branche. Über diese Datenautobahnen wird ein großer Teil der Bits und Bytes mit der etablierten LTE‑Technik durch den Äther transportiert. Die 800er sind wegen ihrer großen Reichweite besonders wichtig für den ländlichen Raum. Ende 2023 / Anfang 2024 sollten sie neu versteigert werden.
Insider befürchteten ein „Blutbad“: Denn trotz der neuen 5G-Technik wird LTE noch viele Jahre benötigt. Und neben den drei etablierten Anbietern (Vodafone, O2/Telefónica, Deutsche Telekom) hätte auch der Newcomer 1&1 mitgeboten und die Preise wohl in astronomische Höhen getrieben. Und ein Mitglied des Trios hätte zurückstecken müssen und Frequenzen verloren, wenn 1&1 zum Zuge gekommen wäre. Neue Funklöcher wären die Konsequenz gewesen – zum Verdruss von Millionen von Nutzern.
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) zeigte Einsicht und sich bereit, die Laufzeiten der 800er-Frequenzen für das Trio bis 2033 einfach zu verlängern. Doch als völlig überraschende Alternative schlug die Behörde vor, stattdessen die Frequenzen im 900‑Megahertz-Bereich zu versteigern. Das ist ein Spektrum aus der guten alten GSM‑Zeit, über das vor allem Sprachtelefonie gefunkt wird – die Lizenzen dafür laufen eigentlich erst 2033 aus.
Am Montag war Abgabefrist für eine Stellungnahme zu dem Vorschlag. Vodafone ist nun aus der Deckung gekommen: „Die Verlängerung der 800‑Megahertz-Frequenzen ist mit Blick auf die Belastungen durch die Energiekrise und für die Verbesserung der Netze in Deutschland der beste Weg. Der Vorschlag der Bundesnetzagentur, stattdessen die 900‑Megahertz-Frequenzen neu zu vergeben, ist ein Kompromiss, der in die richtige Richtung geht und eine plötzliche Verschlechterung von Datennetzen in Deutschland eindämmen kann“, sagte ein Vodafone-Sprecher dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
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Schnelles Internet: Warum Glasfaseranschlüsse erheblich teurer werden
Die Unternehmen müssen die Anschlussgebühren und die Monatstarife für Glasfaser laut einem Verband bald erhöhen. Neue Regeln für die Grundversorgung mit Internetzugängen könnten die Erschließung ländlicher Gebiete mit Glasfaserleitungen bremsen. Und auch der Krieg in der Ukraine hat Auswirkungen auf das Netz.
O2: „Eine Versteigerung gefährdet die Gigabitstrategie.“
Die 800-Megahertz-Frequenzen seien die wichtigsten derzeit genutzten Verkehrswege für Daten im Mobilfunk. „Von den 900 Megahertz-Frequenzen hingegen ist mehr Spektrum verfügbar, und sie werden weniger stark für Daten, sondern auch für Telefonie genutzt. Das erfordert weniger Platz auf der Datenautobahn“, so der Vodafone-Sprecher.
Die beiden anderen Mitglieder des Trios sind weniger begeistert: „Eine Versteigerung gefährdet die Gigabitstrategie der Bundesregierung mit ihren ambitionierten Ausbauzielen. Denn Versteigerungen entziehen dem Markt Investitionsmittel“, sagte Valentina Daiber, Vorständin Legal & Corporate Affairs bei O2/Telefónica, dem RND. Im schlimmsten Fall würden zudem „Versorgungsabbrüche für Millionen Verbraucher“ entstehen. Sie fügt hinzu: „Eine Verlängerung der Frequenzlaufzeiten mit unmittelbar positiver Wirkung auf den Netzausbau wäre viel effektiver für Verbraucher und Wirtschaft.“
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Telekom: „Passt nicht ins wirtschaftliche Gesamtbild“
Eine Sprecherin der Telekom argumentiert ähnlich: „Wir sind enttäuscht, dass der Vorschlag der BNetzA ausschließlich auf eine Auktion setzt.“ Sie erinnert daran, dass Deutschland bei der 5G‑Technik weit vorn sei. Um die Führungspositionen zu sichern, sei eine Auktion für das falsche Signal zur falschen Zeit. „Eine kostspielige Auktion in einer sich abzeichnenden Rezession durchzuführen passt nicht ins wirtschaftliche Gesamtbild und wird unserer Branche erneut das Geld entziehen, das für einen schnellen 5G‑Ausbau benötigt wird.“ Sie betont: „Wir sind nach wie vor der Meinung, dass unser ursprünglicher Vorschlag der Verlängerung aller Frequenzen die beste Lösung für die gesamte Branche ist.“ Bei der jüngsten Auktion im Sommer 2019 mussten die Mobilfunker insgesamt knapp 6,6 Milliarden Euro für die neuen Lizenzen berappen, die in die Staatskasse geflossen sind.
Wie es nun weitergeht, ist offen. Hätten sich alle drei für den Frequenztausch ausgesprochen, wäre der Weg frei gewesen für eine 900er‑Auktion. Nun dürfte es noch weitere Konsultationen geben, die nicht ganz einfach werden, so ein Insider. 1&1 hat indes bereits seine Zustimmung zum Frequenztausch signalisiert.