Noch leben die Autohersteller gut mit der Krise
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Die zähe Produktion hatte auch Vorteile für die Hersteller.
© Quelle: imago/Rainer Weisflog
Der Autoabsatz lag in Deutschland auch im vergangenen Jahr weit unter den gewohnten Größen, und trotzdem war es kein schlechtes Jahr für die meisten Hersteller – für einige sogar ein spektakulär gutes. Denn dank des vielbeschworenen Chipmangels werden weniger Autos produziert als nachgefragt, und die ungeduldig wartende Kundschaft zahlt entsprechende Preise. Endlich einmal muss keine Überproduktion mit Rabatten in den Markt gedrückt werden – bei den Herstellern könnte man sich daran gewöhnen.
Mehr Angebot trifft auf weniger Nachfrage
Doch das Phänomen ist nicht von Dauer. Es wird erst einmal helfen, ins neue Jahr zu kommen, denn der hohe Auftragsbestand dürfte noch in den Sommer hinein tragen. Doch langsam bessert sich der Nachschub bei den Halbleitern. Die Produktion fährt hoch, und parallel dürfte die Nachfrage in einer absehbaren Rezession schrumpfen. Zusätzlich wird die Kürzung der Zuschüsse erst einmal den Verkauf von E-Autos und vor allem Plug-in-Hybriden bremsen.
Kurzarbeit ist nicht die Lösung
Damit rückt der Moment näher, zu alten Gewohnheiten zurückzukehren. Denn mit gekürzter Produktion und schlechter Auslastung können die deutschen Autofabriken nur aus einem Grund so komfortabel leben: Allein die Kurzarbeit bewahrt die Branche vor Massenentlassungen. Und auch wenn sich dieses Instrument zur Bewältigung vorübergehender Krisen sehr bewährt hat, ist es kein Allheilmittel und schon gar keine Dauerlösung.
An der strukturellen Überkapazität bei europäischen Autoherstellern hat sich nichts geändert, man wird sie wieder füllen müssen. Das VW-Werk in Wolfsburg zum Beispiel müsste rund doppelt so viele Autos bauen wie im vergangenen Jahr. So ist Verlass darauf, dass mit der besseren Verfügbarkeit von Bauteilen die Produktion weiter hochgefahren wird.
Hoffnung für die Kundschaft
Die Kundschaft wird es freuen, denn sie kommt im Lauf des Jahres wahrscheinlich wieder schneller und vor allem günstiger an ihre Neuwagen. Die Autobranche dürfte das nächste Jahr aber mit größeren Problemen beginnen als dieses.