Kommentar

Ölmarkt: Putins Deals und das Zaudern der EU

Die Ölpreise sind wieder auf dem Niveau vor Kriegsbeginn. Aber das ist nicht durchwegs eine gute Nachricht.

Die Ölpreise sind wieder auf dem Niveau vor Kriegsbeginn. Aber das ist nicht durchwegs eine gute Nachricht.

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Frankfurt am Main. „The new normal“ – die neue Normalität. Dieser Slogan war vor einem Jahr sehr populär. Er sollte verdeutlichen, dass sich die Menschen umstellen sollen. Insbesondere bei den Preisen für Energie. Angesichts des Krieges in der Ukraine, der Sanktionen des Westens und der Gegenreaktionen des Kremls. Was ist davon geblieben? Wenig. Die neue Normalität ist die alte Normalität. Sprit und Heizöl, Strom und Gas kosten im Großhandel wieder ungefähr so viel wie im Herbst 2021. Das wird in den nächsten Monaten auch für die Verbraucher und Verbraucherinnen immer deutlicher spürbar werden. Zumal sich die Ölförderländer derzeit offenbar nicht zu einer Kürzung der Förderung durchringen können. Das alles drückt die Inflation und mindert den Druck auf die Notenbanken, die Zinsen noch weiter zu erhöhen. Alles prima? Leider nicht.

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Der vergangene milde Winter war ein wesentlicher Faktor für die Beruhigung an den Energiemärkten. Hinzu kommt aber mit wachsender Relevanz, dass Russland seine Ölexporte wieder steigern kann. Und Rohöl ist nach wie vor die weltweit maßgebliche Orientierungsgröße für die Energiemärkte. Einer der wichtigsten Kunden ist Indien. Doch Indien kauft über den Eigenbedarf hinaus und verkauft die Mineralölprodukte weiter – vor allem in die drei wichtigsten EU‑Länder (Deutschland, Frankreich, Italien). Richtig ist: Öl kann über viele Ecken hin und her gehandelt werden, bis kaum noch nachvollziehbar ist, ob es aus Russland kommt. Richtig ist aber auch, dass die EU noch nicht einmal den Versuch unternimmt, Putins Deals zu stoppen. Schließlich profitiert die Ökonomie der EU davon. Auch das ist die neue Normalität: Sanktionsgetöse für die Öffentlichkeit auf der einen und die verschämte Akzeptanz von indirekten Ölimporten aus Russland auf der anderen Seite. Der Effekt: So wird der Krieg verlängert, der noch Jahre dauern wird.

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