Riesengewinne für Edelmarken: der Triumph des Luxus
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Luxusmarken haben in der Krise gutes Geld verdient.
© Quelle: Yasin Gündogdu/pexels
Frankfurt am Main. Der Vergleich ist etwas waghalsig: Mercedes-Chef Ola Källenius hat mehrfach die klobigen Geländewagen der G-Klasse als die „Birkin-Bag von Mercedes“ bezeichnet. Das Konzept, das dahinter steht, geht allerdings auf: Källenius hat beim schwäbischen Autobauer alles auf Luxus fokussiert. Damit ahmt er die französischen Nobelkonzerne nach, die das dortige Börsenbarometer CAC-40 gerade nahe ans Rekordniveau gehievt haben.
Der Stuttgarter Autobauer hat im vorigen Jahr den Gewinn aus seiner betrieblichen Tätigkeit um gut 28 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro gesteigert. Weil vor allem im sogenannten Top-End-Segment die weltweiten Verkäufe deutlich zugelegt haben. Das sind die Fahrzeuge, die hierzulande mehr als 100.000 Euro pro Stück kosten – mit der S-Klasse als Flaggschiff, aber auch die G-Klasse gehört in diese Kategorie. Das 2,5-Tonnen schwere Trumm war im vorigen Jahr so begehrt, dass die Vertriebsabteilung zeitweise einen Bestellstopp verhängen musste.
Der Zufall wollte es, dass am Freitag zeitgleich mit den Geschäftszahlen von Mercedes selbige auch vom französischen Edel-Lederwarenkonzern Hermès vorgelegt wurden. Und Hermès stellt seit vielen Jahren die Birkin-Bag her. Die Handtasche, die nach der Schauspielern Jane Birkin benannt ist, wird nur auf Bestellung gefertigt. Die Nachfrage ist so groß, dass Kundinnen lange warten müssen, bis sie ein Exemplar, das mindestens um die 8000 Euro kostet, ihr Eigen nennen dürfen.
Auch Covid in China wirft Hermès nicht aus der Bahn
Die Hermès-Umsätze sind im vorigen Jahr um fast ein Viertel auf den Rekordwert von 11,6 Milliarden Euro gestiegen, der Gewinn kletterte um eine Milliarde auf 3,4 Milliarden Euro. Getragen wurde das Plus von massiven Absatzsteigerungen vor allem in den USA, in Japan und natürlich in China. Der Analyst Luca Solca vom Investmenthaus Bernstein schreibt in einer Notiz: Das Unternehmen habe sich erfolgreich durch die Covid-Krise gepflügt. Die Kauflust bei Wohlhabenden wurde offenbar – trotz Krieg und Krisen – in westlichen Ländern durch den Wegfall der Pandemierestriktionen angeschoben.
Erstaunlich ist überdies, dass auch die Verwerfungen in China – erst neue Lockdowns, dann eine überraschende Öffnung mit Millionen neuer Erkrankungen – den Lederwarenhändler überhaupt nicht beeindruckten. Konzernchef Alex Dumas bezeichnete 2022 denn auch als sehr starkes Jahr, und er zeigte sich zuversichtlich für 2023. Börsianer haben weitere Erlös- und Umsatzsteigerungen bereits vorweggenommen: Allein im Januar legte die Hermès-Aktie um 20 Prozent zu.
Das hat damit zu tun, dass die Produktion der Taschen hochgefahren werden soll und dass Preiserhöhungen von 8 Prozent auf dem französischen Heimatmarkt durchgesetzt wurden – was Analysten als Indiz dafür werten, dass unter den Reichen der Hunger nach Luxus in diesem Jahr eher noch wachsen dürfte. Wenn‘s um Expansion geht, wird indes vor allem auf China gesetzt – der Optimismus vieler Volkswirte für eine Belebung der Konjunktur in der Volkswirtschaft steigt.
Das gilt in ähnlicher Form für die beiden anderen Luxus-Schwergewichte im CAC-40-Index. Gemeint sind LVMH mit Louis Vuitton als wichtigster Marke und die Gucci-Mutter Kering. Die drei Unternehmen haben als Zugpferde den CAC diese Woche auf fast 7390 Punkte hochgeschraubt. Das ist ganz nah am bisherigen Rekord, der im Januar 2022 erreicht wurde. Der Index ist 2023 bereits um 14 Prozent gestiegen, kein anderes der wichtigen Börsenbarometer in Europa kommt da mit. Das Trio LVMH, Kering, Hermès habe sehr widerstandsfähige Geschäftsmodelle entwickelt. Die drei seien in der Lage höhere Preise durchzusetzen, wenn die Kosten steigen. Sie hätten außerdem einen guten Zugriff auf China, auf die dortigen Konsumenten und deren Ersparnisse, sagte Kevin Thozet vom französischen Vermögensverwalter Carmignac Gestion der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.
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Von den Ökozielen abgedriftet – E‑Autos haben immer mehr Power
Elektroautos steigern stetig ihren Marktanteil, Verbrenner geraten immer mehr zu Auslaufmodellen. Doch die Wachablösung läuft anders, als es sich Umweltschützer vorgestellt haben. Die E‑Autos werden künftig mit erheblich leistungsfähigeren Motoren ausgestattet sein als Benziner.
Mercedes will noch höhere Preise durchsetzen
Da gibt es durchaus Parallelen zu Mercedes. Källenius betonte: „Auch wenn wir makroökonomische und geopolitische Ereignisse nicht kontrollieren können, ist das Geschäftsjahr 2022 ein Beleg dafür, dass die strategische Ausrichtung stimmt.“ Der Fokus auf Luxus bedeutet nicht nur, dass weniger kleine Autos verkauft werden. Mercedes hat es ebenfalls geschafft, kräftige Preiserhöhungen durchzusetzen. Und auch für die Stuttgarter ist der chinesische Markt enorm wichtig.
Nur bei den Aussichten für dieses Jahr ist Källenius etwas zurückhaltender. Bei Absatz und Umsatz sollen die 2022er-Zahlen gehalten werden. In der Top-End-Sparte wird zugleich ein kleines Plus wegen neuer Modelle und einer Verdopplung beim Absatz elektrisch angetriebenen Limousinen und SUV erwartet. Und es wird dann doch „von einer leicht positiven Entwicklung der Nettopreise ausgegangen“, wie es im Geschäftsbericht heißt.
Zugleich hat der Vorstand angekündigt, dass die Dividende erhöht wird und insgesamt 5,6 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Ferner ist ein Rückkauf von Aktien im Wert von vier Milliarden Euro geplant. Für beides gab es am Freitag Applaus von Börsianern, die Aktie kletterte bis zum Nachmittag um fast 1,5 Prozent.