Das Comeback des Taxis in den USA
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Sieht ein bisschen antiquiert aus, kommt aber wieder groß raus: Taxi am Union Station in Washington.
© Quelle: picture alliance / Alexander Farnsworth
Washington. Das Gefühl von unbegrenzter mobiler Freiheit lag in der Luft, als Uber und Lyft vor zehn Jahren in den USA groß ins Fahrdienstgeschäft einstiegen: Ein Transfer vom Geschäftstermin zum Hotel, die Rückfahrt von der Trinkrunde mit Freunden, eine spontane Passage von A nach B bei plötzlichem Regen – alles kein Problem! Kurz nach Eingabe des Wunschziels in die Handy-App stand verlässlich und günstig ein privater Chauffeur bereit.
Lange ist es her. Neulich abends am Washingtoner Bahnhof vertröstete mich die Uber-App zunächst auf einen Wagen in einer Viertelstunde. Geduldig verfolgte ich, wie die Minuten herunterzählten. Doch kurz vor der Ankunft stornierte der Fahrer einfach den 15-Dollar-Auftrag. Bei einer neuerlichen Bestellung verlangte die App für dieselbe Strecke plötzlich 38 Dollar.
Für viele Uber-Fahrer lohnt sich der Job nicht mehr
So etwas passiert inzwischen regelmäßig. Uber und Lyft, die einstigen Wunderkinder der Gig-Economy, sind launisch, teuer und völlig unzuverlässig geworden. Das hat viele Gründe – von der Corona-Pandemie über den Personalmangel und die Inflation bis zu den immer höheren Servicegebühren der Onlinevermittler. Für viele Fahrer lohnt sich der Job einfach nicht mehr.
Das Nachsehen hat der Kunde. Neulich nachts am Washingtoner Flughafen ließ mich Uber komplett im Stich. „Leider sind keine Fahrer verfügbar“, meldete die App. Pech gehabt. Ich schaute mich verzweifelt um und entdeckte am Halteplatz ein klassisches Taxi. Es war etwas ungewohnt, die Adresse mündlich nennen zu müssen. „Geht das über die North Capitol?“, fragte der Fahrer scheinbar planlos. Sein Navi wollte er nicht anschalten.
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Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Doch dann steuerte der Mann zielsicher durch die nächtliche Metropole. „Nach 24 Jahren kennt man sich aus“, lächelte er. Bei der Ankunft verlangte er 5 Dollar weniger als den üblichen Uber-Tarif.
Verwundert und beglückt legte ich die Differenz als Trinkgeld drauf. Beim Aussteigen dachte ich: Werde ich alt? Oder war doch nicht alles schlecht in der analogen Welt?