Nach IT-Chaos bei der Lufthansa

Verdi weitet Streiks am Freitag auf Flughäfen aus – Luftverkehrswirtschaft sieht Bogen überspannt

Hamburg: Fluggäste warten in der Abflughalle des Flughafens vor einem Ticketschalter. Weil am Freitag an sieben deutschen Flughäfen gestreikt wird, kann es zu Verzögerungen und Ausfällen kommen.

Hamburg: Fluggäste warten in der Abflughalle des Flughafens vor einem Ticketschalter. Weil am Freitag an sieben deutschen Flughäfen gestreikt wird, kann es zu Verzögerungen und Ausfällen kommen.

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Massive IT-Probleme bei der Lufthansa haben am Mittwoch für Chaos am Frankfurter Flughafen gesorgt. Zwar strebt die Kranich-Airline an, den Flugbetrieb bis Donnerstag wieder zu normalisieren. Auf Zehntausende Reisende wartet allerdings schon die nächste Hiobsbotschaft: Am Freitag kommt es an mehreren deutschen Flughäfen zu Streiks.

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Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat Beschäftigte an sieben deutschen Flughäfen dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Betroffen sind Frankfurt/Main, München, Stuttgart, Hamburg, Dortmund, Hannover und Bremen. Hintergrund sind Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen, den die Gewerkschaft nun auf die Flughäfen ausweitet. Auch dort arbeiten öffentlich Bedienstete – beispielsweise bei der Sicherheitskontrolle. Gleichzeitig führt Verdi auch noch Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste sowie der Luftsicherheit. Um alle drei Tarifkonflikte soll es bei dem Streik gehen.

Münchner Flughafen stellt regulären Passagierbetrieb am Freitag ein

Der Münchner Flughafen stellt nach der Streikankündigung am Freitag seinen regulären Passagierbetrieb ein. Das teilte der Flughafen am Mittwoch mit. Ausgenommen sind demnach alle Sonderflüge, darunter Hilfsflüge, Flüge für medizinische, technische und sonstige Notfälle sowie Flüge für die am Freitag beginnende Münchner Sicherheitskonferenz.

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Streiks auch in Kitas und ÖPNV

„Die Beschäftigten machen gemeinsam Druck auf die jeweiligen Arbeitgeber, weil in den bisherigen Verhandlungen keine Ergebnisse erzielt werden konnten“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. Die Gewerkschaft stehe im öffentlichen Dienst ohne Angebot vor der zweiten Verhandlungsrunde und fordere die Arbeitgeber auf, am 22. und 23. Februar ein „verhandlungsfähiges Angebot“ vorzulegen, so Behle. Bis zu diesem Datum hat die Gewerkschaft weitere Warnstreiks unter anderem in Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen angekündigt. Bereits in den vergangenen Tagen sorgten Streiks im öffentlichen Dienst für geschlossene Kitas, Verwaltungen oder Verzögerungen und Ausfälle im Nahverkehr.

10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro monatlich, fordern Verdi und der Beamtenbund dbb für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Die Laufzeit soll bei zwölf Monaten liegen. Bislang haben die Arbeitgeber diese Forderungen allerdings zurückgewiesen.

Behle: Überall im öffentlichen Dienst fehlen Beschäftigte

Christine Behle verwies auf den gravierenden Arbeitskräftemangel im öffentlichen Dienst. Alleine bei der Berufsfeuerwehr in den Kommunen seien rund 5000 Stellen nicht besetzt, auch in Kitas und Jugendämtern fehle es an Personal. „Überall im öffentlichen Dienst fehlen Beschäftigte“, so Behle. „Mehr Geld, mehr Beschäftigte, weniger Arbeitsdruck – das alles kann den stark gebeutelten öffentlichen Dienst wieder attraktiver machen und diese Stütze der Gesellschaft sichern“, so die Gewerkschafterin.

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Kommunale Beschäftigte nehmen mit Fahnen bei einem Warnstreik an einer Demonstration in Halle/Saale teil. Die Gewerkschaft Verdi weitet den Tarifstreit im öffentlichen Dienst bundesweit aus.

Kommunale Beschäftigte nehmen mit Fahnen bei einem Warnstreik an einer Demonstration in Halle/Saale teil. Die Gewerkschaft Verdi weitet den Tarifstreit im öffentlichen Dienst bundesweit aus.

Im „Handelsblatt“ hatte Behle gefordert, dass es „dringend bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten im Luftverkehr“ brauche, sonst drohe der nächste Chaossommer.

BDL: Tarifkonflikt auf dem Rücken der Passagiere

Auf wenig Verständnis stößt der angekündigte Warnstreik hingegen bei der Luftverkehrswirtschaft. „Die für Freitag angekündigten flächendeckenden Streiks an mehreren Flughäfen in Deutschland haben mit dem Instrument des Warnstreiks nichts mehr zu tun“, sagte Jost Lammers, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). „Hiermit überspannt Verdi den Bogen völlig und trägt den Tarifkonflikt auf dem Rücken der Passagiere aus“, so Lammers weiter. „Der Tarifkonflikt muss am Verhandlungstisch und nicht in den Terminals auf Kosten der Fluggäste geklärt werden.“

Der Lufthansa geht es gerade nicht gut.

Der gerupfte Kranich

Die Lufthansa gehört zum Inventar der Bundesrepublik und zählte sich selbst lange zu den besten Airlines der Welt. Strukturwandel, Billigkonkurrenz, Pandemie, Beinahepleite, Managementfehler und der Dauerzoff mit der Belegschaft haben die Airline in eine schwere Krise gestürzt. Der Kranich hat Federn gelassen.

Die Auswirkungen des Streiks dürften an den Flughäfen enorm sein. Der Flughafen Frankfurt rechnet mit „massiven“ Beeinträchtigungen. Passagiere, die in Frankfurt starten, sollen gar nicht erst anreisen. In Hamburg rechnet man mit Streichungen und Verspätungen – bis hin zu einer kompletten Einstellung der Passagierflüge. Der Flughafen München geht ebenfalls von starken Einschränkungen aus und ruft Passagiere dazu auf, sich bei ihrer Fluggesellschaft frühzeitig darüber zu informieren.

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Betroffen sind somit vermutlich auch Besucher der Münchner Sicherheitskonferenz, die am Freitag in der bayerischen Landeshauptstadt startet. Für die Regierungsflüge habe man eine Notdienstvereinbarung getroffen, sagte eine Verdi-Sprecherin. Andere Konferenzbesucher müssten sich Alternativen suchen.

Mit dpa

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