Esa-Astronaut Alexander Gerst: Europa riskiert Stellung als Raumfahrtnation
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Der deutsche Astronaut Alexander Gerst ist seit 2009 Mitglied des Astronautenkorps der Europäischen Weltraumbehörde ESA.
© Quelle: Dpa
Köln. Europa droht nach Ansicht von Alexander Gerst seine hohe Stellung als Raumfahrtnation zu verlieren. „Wir sind nicht mehr automatisch international gefragte Partner“, sagte der Astronaut der Europäischen Weltraumbehörde Esa, im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Diesen Platz am Tisch der Weltraumnationen müssen wir uns hart erarbeiten.“ Dafür müsse Europa ein eigenes System aufbauen, das Menschen in den Weltraum transportieren und Fracht für astronautische Missionen zur Verfügung stellen kann. „Wenn wir das verpassen, riskiert Europa, in Zukunft keine Rolle mehr in der astronautischen Weltraumfahrt zu spielen.“
Die Esa hatte zuletzt in den 1980er-Jahren mit dem „Hermes“-Projekt versucht, einen eigenen Raumgleiter zu bauen. Er sollte Fracht und Astronautinnen und Astronauten in die Erdumlaufbahn zur ISS bringen. Doch die Mitgliedsstaaten hatten sich in letzter Minute dagegen entschieden. „Wir hatten die richtigen Ambitionen, aber es war nicht allen Akteuren klar, wie wichtig ein solches Projekt ist“, sagte Gerst. „Jetzt ist es wesentlich offensichtlicher.“
Der Esa-Astronaut appellierte, nun schnell Entscheidungen auf europäischer Ebene zu treffen, um beim Wettlauf ins All weiterhin vorne mit dabei zu sein. „Es passiert so viel um uns herum, dass klar ist: Wenn wir uns nicht am Riemen reißen, sind wir in der Weltraumfahrt irgendwann außen vor“, sagte er. „Aber ich bin zuversichtlich, dass Europa da aufwachen wird.“ Im November hat Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher zum sogenannten „Space Summit“ mit allen 22 Mitgliedsstaaten geladen, um über die Zukunft der europäischen Raumfahrt zu beraten.
RND/lb