Bundesweit mehr als 400 Verkehrsschilder

Wie lässt sich der „Schilderwald“ an deutschen Straßen lichten?

Diese Verkehrsschilder sind noch recht gängig. Aber bei manchen Schildern wissen viele gar nicht, was sie bedeuten sollen.

Diese Verkehrsschilder sind noch recht gängig. Aber bei manchen Schildern wissen viele gar nicht, was sie bedeuten sollen.

Bei Stoppschildern halten, nicht schneller als 50 Kilometer pro Stunde in Ortschaften und rechts vor links in Nebenstraßen – wer regelmäßig mit dem Auto fährt, kennt das kleine Einmaleins der Straßenverkehrsordnung in- und auswendig. Oder? Auch routinierte Autofahrerinnen und Autofahrer dürften hin und wieder auf Verkehrszeichen stoßen, die sie noch nicht kennen. Denn die Fahrschulprüfung ist oft lange her, und bundesweit gibt es immerhin 400 unterschiedliche Gefahr-, Richt- und Vorschriftzeichen auf den Straßen.

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Kennen Sie dieses Schild? Es markiert einen Radschnellweg.

Kennen Sie dieses Schild? Es markiert einen Radschnellweg.

Das sind deutlich mehr, als einem tagtäglich begegnen – und es kommen immer wieder neue hinzu. Den Radschnellweg, ein eckiges grün-weißes Schild mit Fahrrad auf einer Straße, gibt es zum Beispiel erst seit 2017. Auch spezielle Verkehrsschilder für Carsharing, Lastenräder oder elektrisch betriebene Fahrzeuge wie E-Autos oder E-Roller sind noch relativ neu im Straßenverkehr. „Neue Schilder gibt es immer dann, wenn Situationen entstehen, die einen Bedarf schaffen“, erklärt Alexander Schnaars, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC). Dazu zählen eben jüngere Entwicklungen wie Carsharing oder E-Mobilität. Zuletzt wurden im vergangenen Jahr noch einige spezielle Verkehrslenkungstafeln ergänzt, die etwa den Verkehrsfluss bei Spuränderungen zum Beispiel durch Baustellen regeln sollen.

Daran sind Gefahren-, Verbots- und Gebotszeichen erkennbar

Doch selbst wenn man auf unbekannte Schilder trifft, ist es in der Regel nicht schwer, sie zu verstehen. Denn die Bedeutung von Verkehrszeichen hängt eng mit ihrer Optik zusammen – und für die gibt es eingängige Faustregeln: Gefahrenzeichen sind beispielsweise immer rot umrandet auf weißem Grund und mit der Dreiecksspitze nach oben weisend. Verbotszeichen sind rund und rot umrandet, Gebotszeichen sind rund und blau ausgefüllt.

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Auf was sich das jeweilige Zeichen bezieht, ist meist in der Mitte abgebildet. Zum Beispiel ein Hirsch im rot umrandeten Dreieck bei Wildwechselgefahr oder ein Fahrrad auf blau umrandetem Kreis als Hinweis auf eine Fahrradstraße. „Entscheidend ist es, die Gefahren- und Verbotszeichen zu kennen und sich mithilfe von Verkehrszeichen und rücksichtsvollem sowie vorausschauendem Fahren sicher im Straßenverkehr zu bewegen“, betont Schnaars.

Sind bestimmte Hinweise nicht mehr notwendig, werden auch die entsprechenden Verkehrsschilder wieder abgeschafft. Zuletzt war das zum Beispiel bei dem Zeichen für Richtgeschwindigkeit der Fall. Die weiße Zahl auf blauem, eckigem Grund gab an, welche Geschwindigkeit auf Straßen ohne zulässige Höchstgeschwindigkeit empfohlen wird. Diese Orientierung entfällt nun. Die noch aufgestellten Schilder sind seit dem 1. November ungültig. Auch der Hinweis auf einen beschrankten Bahnübergang – Schienen auf rot umrandetem Dreieck – wurde mittlerweile gestrichen.

Kritik am „Schilderwald“ auf den Straßen

Aber auch, wenn immer mal wieder Zeichen aus dem Verkehr genommen werden, gibt es insgesamt sehr viele Schilder. Schätzungsweise 25 Millionen Verkehrsschilder stehen hierzulande an den Straßen. Viele Menschen kritisieren die Fülle des deutschen „Schilderwalds“. Entweder, weil aus ihrer Sicht vieles nicht notwendig erscheint, bevormundend wirkt, oder auch, weil es die Landschaft verschandelt. Das haben Umfragen, unter anderem vom ADAC, ergeben.

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„Regeln allein reichen aber nicht aus, man braucht Schilder, um auf bestimmte Begebenheiten und Situationen hinzuweisen“, hält Schnaars dagegen. „Allerdings sollen auch keine unnötigen Schilder aufgestellt werden, wenn eine Situation zum Beispiel klar ist.“ So sei ein Hinweis auf die Geschwindigkeitsbegrenzung von Tempo 50 in geschlossenen Ortschaften verzichtbar.

Klappt‘s auch ohne Verkehrsschilder?

Die niedersächsische Kleinstadt Bohmte bei Osnabrück hat als erste Stadt in Deutschland ihren Schilderwald gelichtet: Seit 2007 gibt es dort keine Verkehrsschilder, Ampeln oder Bordsteine mehr. Das Prinzip: Wenn niemand so richtig weiß, wer Vorfahrt hat, fahren alle vorsichtiger. Shared Space, geteilter Raum, nennt sich dieses Konzept.

„Unter bestimmten Bedingungen kann Shared Space zu einer deutlichen Aufwertung von Geschäftsstraßen und belebten Plätzen beitragen, ohne dass die Sicherheit darunter leidet“, sagt ADAC-Sprecher Schnaars. „Es stellt aber kein Allheilmittel gegen schlecht gestaltete Straßenräume dar.“ Straßen, die ohnehin mit Verkehrsüberlastung und Sicherheitsproblemen zu kämpfen haben, kämen für das Projekt nicht infrage. „Ist jedoch ausreichend Parkraum vorhanden oder sind Krankenhäuser und Schulen auch anders erreichbar und ist die Sicherheit- und Leistungsfähigkeit für ein Shared Space nachgewiesen, kann ein positiver Effekt erzielt werden“, ist er überzeugt.

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Auch andere Orte verzichten auf zu viele Schilder und Ampeln, um so die gegenseitige Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer zu erhöhen: In den Niederlanden ist etwa das Konzept Woonerf (deutsch: Wohnhof) verbreitet. Die Schweiz setzt auf das Berner Modell, das der Kanton Bern entwickelt hat.

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