„Starship“-Rakete explodiert: Warum Elon Musk den Testflug dennoch als Erfolg feiert
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Das Raumschiff „Starship“ von SpaceX dreht sich nach seinem Start von der Starbase in Boca Chica.
© Quelle: Eric Gay/AP/dpa
Der Lift-off funktioniert noch perfekt. Aus riesigen Rauchwolken erhebt sich Elon Musks Rakete „Starship“ am Donnerstag von ihrem Startplatz im US-Bundesstaat Texas. Nachdem das Raumfahrtunternehmen SpaceX den ersten Startversuch vor wenigen Tagen wegen eines eingefrorenen Druckventils absagen musste, scheint der zweite Anlauf nun zu gelingen. Die größte von Menschen gebaute Rakete startet ihren Testflug.
Immer höher steigt „Starship“ in den Himmel. Musk sitzt mit Headset im Kontrollzentrum und verfolgt den Flug seiner Raumfahrtrevolution, die Astronautinnen und Astronauten künftig zum Mond und zum Mars bringen soll. Die Onboard-Kameras geben einen Blick in das Innere der Rakete frei. Alles sieht in Ordnung aus. Im nächsten Schritt soll sich das Raumschiff „Starship“ von der Raketenstufe Super Heavy trennen. Doch plötzlich beginnt die Rakete, in der Luft zu rotieren. Immer wieder dreht sie sich um ihre eigene Achse. Und dann passiert es: Sie bricht entzwei. Ein großer Feuerball erleuchtet den Himmel. Das Team am Boden hat das sogenannte Flugbeendigungsprogramm aktiviert.
„Starship“-Rakete Minuten nach dem Start explodiert
Das Raumschiff von Musks Konzern SpaceX hob zunächst am Donnerstag in Texas ab, vier Minuten nach dem Start zerschellte die größte Rakete der Welt in der Luft.
© Quelle: dpa
Elon Musks Raumschiff zu den Sternen ist nur noch ein Trümmerhaufen, der Testflug nach wenigen Minuten gescheitert. Dennoch bricht in der Geschäftszentrale von SpaceX in Hawthorne in Kalifornien auf einmal tosender Applaus aus. Dutzende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich dort zum Public Viewing versammelt. Die Szenerie ist nahezu ironisch: Während „Starship“ am Himmel in Rauch aufgeht, reißen sie ihre Arme in die Höhe, lachen und jubeln.
Musk und sein Trial-and-Error-Prinzip
Eigentlich ist die „schnelle, außerplanmäßige Demontage“, von der SpaceX spricht, ein herber Niederschlag für Musk und sein Team, sollte man meinen. Unmengen an Geld, die der Multimilliardär in den Bau seiner Riesenrakete gesteckt hat, sind mit einem Mal zunichtegemacht. Die monatelange Arbeit der Ingenieurinnen und Ingenieure hat sich nicht ausgezahlt. Die Reise mit „Starship“ ins All – bisher mehr Wunsch als Wirklichkeit.
Doch auch Musk scheint der gescheiterte Testflug nicht zu frustrieren – oder zumindest lässt er es sich nicht anmerken. „Herzlichen Glückwunsch @SpaceX-Team zu einem aufregenden Teststart von Starship!“, schreibt er nach der Explosion auf Twitter. „Viel gelernt für den nächsten Teststart in ein paar Monaten.“
Der SpaceX-Chef setzt auf das Trial-and-Error-Prinzip. Mit „Starship“ treibt er die Raumfahrttechnik an ihre Grenzen und schaut, was passiert. Und wenn es schiefgeht, wird eben nachgebessert. „Das ist ein ganz anderer Design-Approach“, meint Martin Tajmar, Direktor des Instituts für Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Dresden. Anders als bei der SLS-Rakete der US-Weltraumbehörde Nasa, die Menschen zurück zum Mond bringen soll, gebe es keinen zeitlichen Druck beim Start, keine milliardenschweren Förderprogramme, die in der Rakete stecken. Musk kann in Ruhe seine Raketen bauen, testen und optimieren.
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„Starship“ ist Rakete der Extreme
„Bei so einem Test hängt der Erfolg davon ab, was wir lernen“, erklärt SpaceX, „und der heutige Test wird uns dabei helfen, die Zuverlässigkeit von ‚Starship‘ zu verbessern.“ Das Team der Raumfahrtfirma werde die Daten des Tests nun ausgiebig auswerten. Interessant dabei dürfte vor allem sein, was dazu geführt hat, dass die Rakete rotierte und schließlich auseinanderbrach.
Dass SpaceX durchaus in der Lage ist, moderne Raketen zu bauen, hat das Unternehmen schon bewiesen. Die Trägerrakete „Falcon 9″ hat inzwischen mehrere Astronautinnen und Astronauten zur Internationalen Raumstation und Satelliten ins All gebracht. Die „Starship“-Rakete ist jedoch allein aufgrund ihrer Größe und ihrer komplexen Technik eine Herausforderung. 120 Meter ist sie groß, größer als die New Yorker Freiheitsstatue, und hat eine Treibstoffkapazität von knapp 5000 Tonnen.
„Starship“ verdeutlicht einmal mehr: Raketen zu bauen ist kein Kinderspiel. Es gibt eine Menge verschiedener technischer Komponenten, die zusammenwirken müssen, und keinen Spielraum für Fehler, besonders dann, wenn Astronautinnen und Astronauten an Bord sind. Die Raumfahrt bleibt ein Risiko. Dennoch hat der Testflug eines in jedem Fall gezeigt: Musks Traum von einer Superrakete zum Mond und zum Mars ist keineswegs unmöglich.
Wir haben diesen Artikel am 21. April 2023 um neue Informationen von SpaceX zum Flugbeendigungsprogramm ergänzt.