Warum die Mars-Rover wohl kein Leben auf dem Mars finden werden
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Der Rover „Perseverance“ der NASA fährt über den Planeten Mars.
© Quelle: Nasa/ZUMA Wire/dpa
Madrid. Gab es auf dem Mars einst Leben – und haben vielleicht einfache Lebensformen bis heute auf dem Roten Planeten überlebt? Die Beantwortung dieser Fragen ist ein wichtiges Ziel vieler derzeitiger und geplanter Raumsonden. Doch wie Experimente eines internationalen Forschungsteams jetzt zeigen, sind die dafür entwickelten Instrumente vermutlich nicht in der Lage, vergangene und gegenwärtige Lebensspuren auf dem Mars nachzuweisen. Einzig die Untersuchung von Bodenproben in einem irdischen Labor könne daher diese Fragen beantworten, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Communications“.
Die Forscherinnen und Forscher um Armando Azua-Bustos vom Zentrum für Astrobiologie in Madrid haben Bodenproben aus der Region Red Stone in der chilenischen Atacama-Wüste sowohl mit den besten, in einem irdischen Labor möglichen Methoden untersucht, als auch mit Instrumenten, wie sie von gegenwärtigen oder geplanten Raumsonden verwendet werden. Red Stone ist ein bereits vor über 100 Millionen Jahren ausgetrocknetes Flussdelta in der extrem trockenen Atacama-Wüste und gilt als jene Region auf der Erde, die am stärksten den heutigen Bedingungen auf dem Mars ähnelt.
Rover schlechter als moderne DNA-Sequenzierung
Mithilfe moderner Verfahren wie etwa der DNA-Sequenzierung gelang es Azua-Bustos und seinem Team problemlos, aktives mikrobielles Leben in den Bodenproben aus der Atacama-Wüste nachzuweisen. In einigen Fällen gelang es sogar, Mikroben aus den Proben zu kultivieren. Bei einem Großteil der nachgewiesenen Mikroben handelt es sich dabei um zuvor unbekannte Formen. Zudem fanden die Forscher eine Vielzahl von Biosignaturen – also organische Moleküle, die typischerweise Bestandteile von Mikroben sind – von früher vorhandenen Lebensformen.
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Armando Azua-Bustos vom Zentrum für Astrobiologie in Madrid in der chilenischen Atacama-Wüste.
© Quelle: Margarita Azua
Die gleichen Bodenproben analysierte das Team dann mit Instrumenten, wie sie etwa an Bord des Mars-Rovers „Curiosity“ vorhanden sind oder für den europäischen ExoMars-Rover vorgesehen sind. Das Analogon des „Curiosity“-Instruments besaß dabei zwar die zehnfache Empfindlichkeit des Originalgeräts, konnte aber trotzdem nur wenige Biosignaturen am Limit seiner Nachweisgrenze aufspüren.
Das Originalinstrument, so die Forschenden, hätte hier versagt. Nicht viel besser schnitt MOLA ab, das „Mars Organic Molecular Analyses“-Instrument, das für ExoMars vorgesehen ist: Es spürte lediglich einige wenige organische Substanzen in den Proben auf.
Gesteinsproben auf der Erde analysieren
Es sei daher zu erwarten, dass weder die gegenwärtigen noch die derzeit geplanten Missionen eine definitive Antwort auf die Frage nach Leben auf dem Mars finden, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. „Die begrenzte oder fehlende Entdeckung einer Reihe von Biosignaturen der lebenden und ausgestorbenen Mikroben in den Proben aus der Region Red Stone durch die Rover-Instrumente unterstreicht die entscheidende Bedeutung einer Mars Sample Return Mission“, betonen sie. Denn nur dann könnten die Proben in Labors auf der Erde gründlich auf Anzeichen von Leben hin untersucht werden.
Tatsächlich sammelt der US-Rover „Perseverance“ bereits seit 2021 Gesteinsproben für eine Rückkehrmission zur Erde. Allerdings ist derzeit völlig offen, wann und mit welchen Mitteln eine solche Mission tatsächlich stattfinden könnte. Derzeit geht die Nasa davon aus, dass die Gesteinsproben 2033 auf der Erde eintreffen könnten.
In einem begleitenden Kommentar in „Nature Communications“ weist zudem die Planetenforscherin Carol Stoker vom Ames Research Center der Nasa darauf hin, dass solche Missionen nur eine kleine Menge an Gestein zur Erde bringen können. „Es bleibt abzuwarten, ob in diesen begrenzten Proben eindeutige Signaturen von Leben gefunden werden können“, so die Forscherin. „Wir müssen also vorsichtig damit sein, das Fehlen eindeutiger Beweise als Beweis für die Abwesenheit von Leben zu sehen.“
RND/dpa